Feilschen um den Frequenzkuchen

Im Vorfeld der von der Bundesnetzagentur geplanten Vergabe der Frequenzen der "digitalen Dividende" bringen sich die Mobilfunker für das begehrte Spektrum in Stellung. Beim Breitbandausbau sind sie zu Kooperationen bereit.

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In der ambitionierten Breitbandstrategie der Bundesregierung spielt die "digitale Dividende" eine Hauptrolle. Die Frequenzen, die im Zuge der Digitalisierung der terrestrischen Fernsehausstrahlung einer neuen Bestimmung zugeführt werden sollen, gelten als ideal für breitbandige Mobilfunkangebote. Berlin und die Länder haben den Weg für eine entsprechende Verordnung frei gemacht, die Bundesnetzagentur will das begehrte Spektrum so schnell wie möglich versteigern. Schon bringen sich die Mobilfunker in Stellung und ringen um eine gute Ausgangsposition.

Der Regulierer plant Auflagen für die künftigen Nutzer der Frequenzen, um sicherzustellen, dass sie auch zur Anbindung der weißen Flecken eingesetzt werden. So sollen zunächst Regionen der höchsten Prioritätsstufe ausgebaut werden, etwa Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern oder von den Bundesländern als bedürftig ausgewiesene Gebiete. Erst wenn dort 80 Prozent der Haushalte mit 1 MBit/s versorgt sind, dürften die Frequenzen auch in den dichter besiedelten Gebieten genutzt werden. Bis Ende 2010 soll nach dem Willen der Bundesregierung jeder Haushalt in Deutschland mit mindestens 1 MBit/s versorgt werden. Vier Jahre später sollen drei Viertel der Haushalte mindestens 50 MBit/s bekommen – von der ursprünglich gewünschten Komplettabdeckung mit Hochgeschwindigkeitsanschlüssen bis 2018 spricht allerdings niemand mehr.

Das von der Bundesnetzagentur vorgeschlagene Vergabeverfahren bevorzuge die beiden großen D-Netzbetreiber Vodafone und T-Mobile, meint der Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott. Die beiden großen Mobilfunker sollen sich ein dickeres Stück vom Frequenzkuchen sichern können als die Wettbewerber E-Plus oder O2. Damit würden die bestehenden Marktverhältnisse zementiert, bemängelte der Professor der Uni Duisburg-Essen auf dem Handelsblatt-Kongress Telekommarkt Europa am Dienstag in Düsseldorf. Das sieht auch Thorsten Dirks so. Die digitale Dividende biete eine "historische Chance, die bestehenden Benachteiligungen der E-Netz-Betreiber bei der Frequenzausstattung zu korrigieren", so der E-Plus-Chef.

Trotz dieser und anderer Dissonanzen ist sich die Branche aber weitgehend einig, dass die "digitale Dividende" alleine nicht die Patentlösung für Merkels Breitbandpläne ist. Für den Ausbau auf dem platten Land wird es wohl verschiedene Kooperationsmodelle geben. Auch die Mobilfunker würden allein nicht in die Fläche gehen, bemerkte Dirks. Der E-Plus-Chef rechnet damit, das Infrastruktur noch stärker gemeinsam genutzt wird. In ländlichen Regionen werde es kaum noch parallele Netze geben. Zudem müssten Mobilfunker angesichts des rapide steigenden Bandbreitenbedarfs ihre Investitionen vor allem in die Transportnetze stecken.

Schließlich müssen auch per Mobilfunk realisierte Breitbandanschlüsse irgendwo mit den Transportnetzen verbunden werden. Hier sieht Frank Rosenberger von Vodafone Vorteile für konvergente Anbieter wie sein Unternehmen, das mit Arcor eigene Netzinfrastruktur unterhält. Auch die Telekom setzt auf Konvergenz der Netze. Für Finanzchef Timotheus Höttges bieten sich auch Chancen durch hybride Netze, die je nach örtlichen Gegebenheiten in Festnetz- oder Mobilfunktechnik ausgebaut werden.

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(vbr)