Amazon Leipzig: Die Zeichen stehen auf Streik

Die Gewerkschaft Verdi macht ernst. Sie will den Versandriesen Amazon zur Aufnahme von Tarifgesprächen zwingen. Amazon dagegen sieht keine Grundlage für Verhandlungen über die Löhne und Arbeitsbedingungen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Protest vor dem Logistik-Center von Amazon in Bad Hersfeld: Amazon will die Verlängerung der umstritten Beschäftigung von Leiharbeitern vor Gericht durchsetzen.

(Bild: dpa, Uwe Zucchi)

Die Gewerkschaft Verdi gibt am heutigen Freitag das Ergebnis einer Streik-Urabstimmung im Logistikzentrum Leipzig des Versandhändlers Amazon bekannt. Verdi hatte zur Urabstimmung aufgerufen, um den Druck auf den Versandriesen zu erhöhen.

Die Abstimmung hat nach Medien-Berichten ein deutliches Votum für einen Streik ergeben. 97 Prozent der Verdi-Mitglieder, die an der Urabstimmung teilnahmen, hätten für Arbeitsniederlegungen gestimmt. 92 Prozent der Verdi-Mitglieder im Betrieb hätten sich beteiligt, berichtet die Leipziger Volkszeitung unter Berufung auf Gewerkschaftskreise. Über Umfang und Zeitpunkt der Streiks wolle sich Verdi in den kommenden Tagen intern verständigen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago gegenüber MDR-Aktuell.

Die Gewerkschaft fordert die Aufnahme von Tarifverhandlungen. Sondierungsgespräche waren ergebnislos abgebrochen worden. Eine Amazon-Sprecherin hatte laut dpa dazu erklärt, man sehe derzeit zu wenige Gemeinsamkeiten, um mit Verdi in Verhandlungen zu treten. Die Vergütung der Mitarbeiter liege am oberen Ende dessen, was in der Logistik üblich sei. Verdi will indessen mit den Tarifverhandlungen einen Abschluss zu den besseren Konditionen des Versand- und Einzelhandels erreichen.

Ursprünglich sollte das Ergebnis der Urabstimmung schon vor Ostern vorliegen. Die Abstimmung wurde aber verlängert, weil zu viele Gewerkschaftsmitglieder fehlten. Sie wurden einzeln angeschrieben, berichtet dpa. Sollten sich 75 Prozent der insgesamt 520 Gewerkschaftsmitglieder für Arbeitskampfmaßnahmen aussprechen, könnte es zum ersten Streik bei Amazon in Deutschland kommen. Nach Angaben der Gewerkschaft arbeiten bei Amazon in Leipzig rund 1200 Festangestellte sowie rund 800 befristet Beschäftigte. Bundesweit arbeiten in den sieben Logistikzentren von Amazon etwa 9000 Beschäftigte.

Auch in dem mit über 5000 Mitarbeitern größeren Standort in Bad Hersfeld verlangen die Mitarbeiter einen Anerkennungstarifvertrag. Um die Arbeitsbedingungen in dieser Niederlassung hatte es bereits eine Bundestagsdebatte gegeben, nachdem ein Fernsehbericht die Arbeitsbedingungen für ausländische Leiharbeiter kritisiert hatte. Außerdem wurde bekannt,dass Amazon für seine Ansiedlung in Leipzig staatliche Zuschüsse in Höhe von fast 14 Millionen Euro erhalten hatte.

[Update 05.04.2013 10:14]:

Die Beschäftigte des Versandhändlers Amazon in Leipzig werden für eine bessere Bezahlung streiken: Das ist das Ergebnis einer Urabstimmung, bei der 97 Prozent der teilnehmenden Verdi-Mitglieder für Arbeitsniederlegungen gestimmt haben, wie Gewerkschaftssprecher Jörg Lauenroth-Mago gegenüber dap mitteilte. "Wir werden nicht locker lassen, bis wir einen vernünftigen Tarifabschluss haben." Jetzt werde die Gewerkschaft ganztägige und mehrtägige Streiks planen, sagte Lauenroth-Mago. Wann diese stattfinden werden, ließ er offen. An der Urabstimmung hatten sich 92 Prozent der 520 Gewerkschaftsmitglieder am Standort Leipzig beteiligt. (jk)