Führungswechsel bei VMware sorgt für Irritationen

Nach der überraschenden Entlassung von CEO Diane Greene wird über die Hintergründe spekuliert. Beobachter rechnen mit weiteren Abgängen im VMware-Management.

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Die überraschende Entlassung von VMware-CEO Diane Greene am gestrigen Dienstag und die Inthronisierung des ehemaligen Microsoft-Managers Paul Maritz sorgt nicht nur für Aufregung an der Wall Street. US-Medienberichten zufolge herrscht auch in der Belegschaft des Virtualisierungsspezialisten Unsicherheit über den künftigen Kurs von VMware. Greene soll sich für die Selbstständigkeit des Unternehmens starkgemacht haben. Das habe zum Zerwürfnis mit EMC-Chef Joseph Tucci und schließlich zu ihrer Entlassung geführt. Der Speicherspezialist EMC hält 85 Prozent an VMware.

Tucci habe das früheren Berichten zufolge ohnehin angespannte Verhältnis abrupt beendet, nachdem Greene sich geweigert habe, eine andere Position im Unternehmen anzunehmen oder zurückzutreten, berichtet die New York Times unter Berufung auf einen ungenannten VMware-Manager. Der Verwaltungsrat sei "enttäuscht", dass die Suche "nach anderen Möglichkeiten für Diane, eine wichtige Rolle im Unternehmen zu übernehmen", nicht zu einer Übereinkunft geführt habe, zitiert der Branchendienst virtualization.info aus einer internen E-Mail Tuccis.

Bisher konnte Greene stets mit guten Zahlen argumentieren. Der Erfolg von VMware – das Unternehmen dominiert den Markt für Virtualisierungslösungen – kulminierte in einem fulminanten Börsengang im vergangenen Sommer. Vor dem gestrigen Führungswechsel lag der Kurs des Unternehmens bei rund 53 US-Dollar, das von EMC im Jahr 2004 für 635 Millionen US-Dollar erworbene VMware war damit rund 2 Milliarden US-Dollar schwer. Nach Greenes Entlassung stürzte der Kurs auf etwa 40 US-Dollar ab – VMware verlor auf einen Schlag etwa ein Viertel seines Börsenwerts.

Greene wollte den Berichten zufolge die Ablösung vom EMC und VMware als eigenständiges Unternehmen weiterführen oder an einen anderen Partner verkaufen. Bereits vor ihrer Entlassung hatte es Gerüchte über einen möglichen Verkauf gegeben. Als Interessent wurde unter anderem Intel gehandelt, das bereits eine Minderheitsbeteiligung an VMware hält. Auch EMC-Anleger hatten sich für einen Verkauf erwärmen können. Greenes Ablösung wird nun als klare Absage Tuccis an die Verkaufsspekulationen gewertet. Doch der EMC-Chef sagte der New York Times, die Verkaufsgeschichte habe mit Greenes Entlassung "nichts zu tun".

Für das Wachstum soll nun der mit jahrelanger Microsoft-Erfahrung ausgestattete Maritz sorgen. Ihm traut Tucci offenbar zu, das Unternehmen in die nächste Phase zu führen und mit einem Konkurrenten wie Microsoft umzugehen. Unklar ist, wie es weitergeht bei VMware. Insider rechnen den Berichten zufolge mit weiteren Umbesetzungen und Abgängen auch im Management. Eine spannende Frage ist auch, wie sich VMware-Mitgründer und Mastermind Mendel Rosenblum verhält. Der Stanford-Professor ist mit Greene verheiratet. (vbr)