Geologe: An unterirdischer CO2-Speicherung führt kein Weg vorbei

Unterirdische Kohlendioxid-Speicher wollen viele Bürger nicht in ihrer Nachbarschaft haben. Die Wissenschaft glaubt aber weiter fest an die sogenannte CCS-Technik: Ohne sie werde der Kampf gegen den Klimawandel scheitern.

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Von
  • Haiko Prengel
  • dpa

Die CCS-Technik, also die unterirdische Speicherung des Abgases Kohlendioxid, ist nach Ansicht eines Geologen keineswegs politisch tot. "Im Gegenteil, die Debatte über CCS (Carbon Capture und Storage) wird wiederkommen, spätestens in ein paar Jahren", sagte der Leiter des Zentrums für Geologische Speicherung am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam, Axel Liebscher, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Ohne die Speicherung von CO2 seien die nationalen und internationalen Klimaziele nicht erreichbar, und der Kampf gegen den Klimawandel werde scheitern.

In Ketzin, 40 Kilometer westlich von Berlin, führen Liebscher und seine Kollegen ein deutschlandweit einmaliges Pilotprojekt zur unterirdischen Verpressung von CO2 durch. "Seit Juni 2008 wurden 65.000 Tonnen CO2 in einer Tiefe von etwa 650 Metern verpresst", erklärte Liebscher. Ende dieses Jahres endet das Projekt, dann sollen circa 70.000 Tonnen CO2 im märkischen Boden gelagert worden sein.

"Kohlendioxid unterirdisch speichern – klappt das überhaupt? Das war die Ausgangsfrage, und wir können sie eindeutig mit Ja beantworten", so Liebscher. "Bislang gibt es auch keinerlei Hinweise darauf, dass Kohlendioxid aus dem Speichergestein entwichen ist."

Brandenburg mit seinem Braunkohletagebau war das einzige Bundesland, in dem die Erkundung unterirdischer CO2-Speicher für die Industrie vorbereitet wurde. Ende 2011 stoppte der Energiekonzern Vattenfall Europe die Arbeiten wegen des Streits über das nationale CCS-Gesetz von 2012. Es begrenzt die verpresste Menge CO2 auf 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr und gilt fünf Jahre für Demonstrationsanlagen. Eine Klausel erlaubt es den Bundesländern jedoch, Speicher auf ihrem Gebiet zu verhindern. Viele Bürger sind gegen die CO2-Speicherung, weil sie Umweltgefahren befürchten. Die Umweltschutzorganisation sieht unter anderem die Gefahr ökologischer und wirtschaftlicher Altlasten

"Es handelt sich um eine neue Technologie, daher muss man die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen", sagte Liebscher. Theoretisch könne CO2 entweichen – etwa bei einem Pipeline-Leck. "Diese Risiken sind aber beherrschbar und zudem sehr unwahrscheinlich."

Liebscher: "Wenn wir den Klimawandel ernst nehmen, werden wir mittelfristig nicht an der CCS-Technologie vorbeikommen." Vor allem die CO2-Emissionen der Industrie seien anders nicht zu verringern. "Alle Prognosen, die ich kenne, prognostizieren CCS einen Anteil von 15 bis 40 Prozent bei der Reduktion der Treibhausgase." International werde viel Hoffnung in die Technik gesetzt. "Noch haben wir einen Technologievorsprung, aber Deutschland droht hier, den Anschluss zu verlieren." (anw)