Intel: Das Internet läuft auf Silizium

Der Marktführer spürt den Strukturwandel: Mehr und mehr werde das Internet zum Motor der Hardware-Verkäufe, meint Intel-Chairman Andy Grove.

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Der Chip-Marktführer Intel spürt den Strukturwandel: Mehr und mehr werde das Internet zum Motor der Hardware-Verkäufe, wogegen der Umsatzanteil der herkömmlichen PCs sinke, sagte der Vorstandsvorsitzende Andy Grove am Donnerstag auf dem New York Analyst Meeting. Getreu der Devise "das Internet läuft auf Silizium" ist das Intel-Produktspektrum voll auf Geräte ausgerichtet, die am Web hängen. Trotzdem seien die Steigerungsraten der PC-Verkäufe weiter beeindruckend hoch: Während zwischen 1998 und 1999 der PC-Absatz um 21 bis 30 Prozent gewachsen sei, erwarte man für den Zeitraum 1999/2000 eine Steigerungsrate von rund 20 Prozent.

Auf dem Analystentreffen gibt der Prozessorgigant Beobachtern aus der Finanzwelt einen Ausblick auf die künftige Geschäftspolitik. Paul Otellini, Chef der Architecture Business Group, legte weitere Zahlen für die nächste Zukunft vor. China sei mittlerweile zum weltweit drittgrößten Absatzmarkt für PCs aufgestiegen, doch auch die Absatzchancen in Europa und den USA stünden nicht schlecht: US-Geschäftskunden kauften mittlerweile bereits nach weniger als vier Jahren neue Hardware, weil die alten Systeme dann nicht mehr leistungsfähig genug seien, sagte Otellini.

Sehr hohe Wachstumsraten erwartet Intel bei den Mobilgeräten und Servern: Der Markt an Laptops, Handy und PDAs soll in diesem Jahr um 27 Prozent wachsen, 1999 stieg der Absatz von Servern gar um 32 Prozent. Von den Xeon-Prozessoren setzte Intel im ersten Quartal 2000 etwa doppelt so viele ab wie noch im dritten Quartal des vergangenen Jahres.

Keine wesentlichen Neuvorstellungen gab es im Bereich der Celeron- und Pentium-Prozessoren. Hier waren mehr die Hintergrundinformationen von Interesse: So fertigen mittlerweile vier Intel-Chipfabriken im 0,18-µ-Prozess, eine fünfte soll zum Ende diesen Jahres in Irland den Betrieb aufnehmen. Noch in diesem Jahr möchte Intel mehr als die Hälfte aller Prozessoren im 0,18-µ-Prozess fertigen, ab 2001 folgt der Übergang zu noch kleineren Strukturen (0,13 µ). Damit geht bei gleicher Rechenleistung (Taktfrequenz) eine Reduktion der Leistungsaufnahme einher. Den Analysten wurde ein SpeedStep-Mobil-Prozessor vorgeführt, der bei 500 MHz unter einem Watt Leistung verbraucht. Im Laufe dieses Jahres will Intel Mobile-Pentium-III-CPUs mit mehr als 750 MHz und Mobile Celerons mit über 600 MHz liefern.

Der Absatz an Celeron-Prozessoren ist im ersten Quartal 2000 leicht zurückgegangen; insgesamt verkaufte Intel mehr Pentium-Prozessoren als Celerons. Der Pentium-Nachfolger Willamette soll mit 1,4 GHz Taktfrequenz starten und zum Weihnachtsgeschäft verfügbar sein. Das gilt auch für die All-in-One-CPU Timna auf Celeron-Basis mit eingebautem Grafikchip, die mit 600 MHz loslegen soll.

Nach wie vor ist die Einführung des neuen Chipsatzes Solano (i815) innerhalb der nächsten zwei Monate geplant; gleichzeitig erfährt der bereits bekannte "I/O Controller Hub" der i8xx-Chipsätze eine Generalüberholung: Der ICH-2 wird mit ATA100-Festplattenanschlüssen und integriertem Netzwerkadapter ausgestattet sein.

Noch im Sommer soll eine Reihe von "Web Appliances" von Intel herauskommen. Diese netzfähigen Geräte sind zum Absatz über Internet-Provider gedacht, die sie mitsamt dem Web-Anschluss vermieten. Eine Set-Top-Box für Kabelfernsehen soll zunächst in China vermarktet werden.

Generell setzt Intel im Web-Markt auf Komplettangebote: Die Service-Provider sollen Intel-Server einsetzen, in denen so leistungsfähige Prozessoren werkeln wie beispielsweise der neue Itanium in 64-Bit-Architektur. Die Kunden greifen auf diese Server dann mit Low-Cost-Surfboxen zu, in denen Intels Timna sitzt.

Mit keinem Wort erwähnte Otellini die Lieferschwierigkeiten der letzten Monate, die Probleme mit den i820- und i840-Chipsätzen und die Erfolge des Konkurrenten AMD. Wozu auch, solange die Bilanz stimmt. (ciw)