Leopard setzt zum Sprung an

Am Freitag beginnt Apple mit dem Verkauf seines neuen Betriebssystems Mac OS 10.5, Codename "Leopard". Die Neuerungen sind eher evolutionär denn revolutionär.

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Man kann Apple wirklich nicht vorwerfen, bei der Weiterentwicklung seines Betriebssystems faul zu sein: Seit 2001 hat das Unternehmen bereits fĂĽnf Varianten von Mac OS X auf den Markt gebracht, mit Mac OS 10.5, Codename "Leopard", soll es am Freitag nun die sechste werden. Microsoft hat in dieser Zeit seit Windows XP mit Windows Vista nur ein Update geschafft.

Böse Zungen behaupten allerdings, Apple optimiere seine Software jeweils nur leicht, bringe sie aber dennoch zum Vollpreis auf den Markt – die Aktualisierung kostet immerhin jedes Mal 129 Euro. Einen Update-Rabatt, wie man ihn von Microsoft kennt, gab und gibt es nicht – nur wer im Oktober einen neuen Mac-Rechner gekauft hat, kann sich Leopard für einen Versandkostenanteil von knapp 9 Euro nachbestellen. Immerhin nervt Cupertino die Nutzer traditionell nicht mit Kopierschutzorgien, Internet-Registrierungspflicht oder der Eingabe irgendwelcher Seriennummern – selbst das 200-Euro-Familienpaket mit fünf Lizenzen entspricht der Einzelplatzversion.

Laut Apple enthält Leopard über 300 neue Funktionen, die das Leben mit Mac-Rechnern erleichtern sollen. Einige echte "Must-Have"-Funktionen wie die Möglichkeit, auch Windows auf aktuellen Macs zu installieren, nahm Apple bereits mit kostenloser Betasoftware ("Boot Camp") vorweg. (Diese läuft allerdings mit Erscheinen von Leopard aus.)

Was bleibt, ist mehr Evolution denn Revolution. Apple hat sein bereits als sehr stabil bekanntes Betriebssystem weiter poliert. Die zentrale Dateiverwaltung des Mac, der Finder, wurde deutlich optimiert, bietet einfachere Bedienung und eine schnellere Ansicht von Dokumenten. Ăśberarbeitet wurde auch die Programmleiste Dock, ĂĽber die sich Applikationen nun schneller und geordneter aufrufen lassen. (Die neue Optik sorgte allerdings fĂĽr einige Diskussionen in der Apple-Szene.)

Die Funktion Spaces sorgt für Überblick auf dem virtuellen Schreibtisch, auf dem mehrere Arbeitsflächen parallel betrieben werden können. Mit der Kommunikationssoftware iChat kann man nun auch seinen Gesprächspartnern Präsentationen aus der Ferne vorführen und sie auf den eigenen Mac zugreifen lassen (und auf die Macs von anderen). Optimierungen gab es außerdem an der E-Mail-Software Mail und dem Browser Safari – beide bieten einige neue Funktionen, die mal sinnvoll, mal verspielt sind. Auch die Mac-OS-X-Oberfläche selbst wurde einheitlicher gestaltet, die interne Software technisch auf einen neueren Stand gebracht.

Interessantestes neues Feature an Leopard dürfte aber eine Software namens Time Machine sein, die das Anlegen von Sicherheitskopien deutlich vereinfachen soll. Sie speichert Veränderungen an Dokumenten automatisch auf einer (möglichst großen) externen Festplatte und erlaubt es dem Nutzer dann, zu älteren Versionen oder gelöschten Dateien zurückzukehren, sollte er einmal einen Fehler machen – gesichert wird ständig. Die Optik von Time Machine wirkt dabei ein wenig wie aus einem Science-Fiction-Film. "Ziel von Time Machine ist es, dass sich Mac-Nutzer nie mehr Sorgen um ihr Backup machen müssen", sagte Apple-Chef Jobs bei der Ankündigung. Das könnte durch die nahtlose Integration tatsächlich gelingen – für Komplettbackups raten Mac-Profis dennoch zu Speziallösungen wie das Shareware-Tool "SuperDuper".

Das Interesse an Leopard ist unter Mac-Nutzern anscheinend groß: Gemeldet wurden doppelt so viele Vorbestellungen wie bei der Vorversion "Tiger". Apple wird zudem auch in Deutschland bei den Händlern eine "Nacht des Leoparden" veranstalten – ab Punkt 18 Uhr am Freitag wird das neue Betriebssystem verkauft.

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(bsc)