Turbo-WLAN
Mit einer neuen Mini-PCI-Karte oder der PCI-Express-Variante Minicard kann man Laptops, deren WLAN ab Werk nur mit maximal 54 MBit/s brutto funkt, auf das aktuelle 300-MBit/s-Niveau heben.
Das WLAN-Hochrüsten durch Kartentausch setzt zwei Dinge voraus: Die vorhandene WLAN-Karte sollte einigermaßen zugänglich unter einem Bodendeckel oder einer leicht entfernbaren Tastatur sitzen. An die Karte zu kommen ist bei den meisten Notebooks einfach, wenn ein Manual zur Verfügung steht. Viele Hersteller und noch mehr Websites helfen dabei [1]. Das Notebook komplett zu zerlegen werden sich nur Hardcore-Bastler antun.
Außerdem muss das Notebook zwei Antennen besitzen, was man nur durch einen Blick unter die Haube überprüfen kann: Wenn zwei Käbelchen auf der Karte stecken, kanns weitergehen. Eine zweite und optional dritte Antenne erst mühsam wie in [2] beschrieben durch Zerlegen des Displayrahmens nachzurüsten lohnt meist nicht.
Ältere Notebooks enthalten üblicherweise eine Mini-PCI-Karte für WLAN nach dem IEEE-Standard 802.11g (maximal 54 MBit/s bei 2,4 GHz), beispielsweise Intels verbreitetes Centrino-Modell 2200BG. Diese ersetzt man durch eine Singleband-Karte (siehe Tabelle). Ein Dualband-Draft-N-Kärtchen im Mini-PCI-Format als Ersatz für ein Centrino-Modul 2915ABG (11g/11a, maximal 54 MBit/s im 2,4- oder 5-GHz-Band) ist uns noch nicht bekannt. Dualband-Minicards wie Intels Centrino 3945ABG lassen sich indes leicht tauschen.
Wichtig sind die Maße: Bei Mini-PCI-Karten gibt es zwar nur geringe Unterschiede in der Einbaulänge, aber prüfen Sie dennoch vor dem Ersetzen den verfügbaren Platz. Minicards lassen sich derzeit nur tauschen, wenn ein Slot mit voller Länge (51 mm) vorhanden ist; halbhohe Draft-N-Minicards fanden wir noch nicht im Handel. Bei den Kärtchen liegt typischerweise keine Treiber-CD dabei. Die Software findet man auf den Hersteller- oder Vertreiberseiten (siehe Literaturhinweise).
Ein Dualband-Modell als Nachfolger einer Singleband-Karte wird im 5-GHz-Bereich nur in unmittelbarer Nähe zur Basisstation hohe Datenraten erzielen. Denn die vorhandenen 2,4-GHz-Antennen funktionieren bei 5 GHz nur schlecht, es geht viel Leistung verloren. Dann beschränkt man sich besser auf 2,4-GHz-Betrieb.
| Draft-N-WLAN-Karten zum NachrĂĽsten | |||||||
| Karte | Bauform | Maße (B × L × D) | Dualband | Chipsatz | verfügbare Treiber (Windows / Linux / Mac OS X) | Quelle | Preis |
| Asus WL-270n | Minicard | 30 mm Ă— 51 mm Ă— 4,5 mm | v | Broadcom BCM4328 | v / v / - | Alternate | 28 EUR |
| Azurewave AW-NE770 | Minicard | 30 mm Ă— 51 mm Ă— 4,3 mm | v | Atheros AR5008 | v / v / - | minipci.biz | 50 EUR (*1) |
| Engenius/Senao EMP-7601 | Mini-PCI | 60 mm Ă— 51 mm Ă— 4,3 mm | v | Atheros AR9160 | - / v / - | minipci.biz | auf Anfrage |
| Gigabyte (GN-)WI03N-RH | Mini-PCI | 60 mm Ă— 51 mm Ă— 4,7 mm | - | Atheros AR5416 | v / v / - | Alternate | 31,50 EUR |
| Gigabyte (GN-)WS30HN-RH | Minicard | 30 mm Ă— 51 mm Ă— 5,0 mm | v | Ralink RT2860 | v / v / v | minipci.biz | 50 EUR (*1) |
| Sparklan WMIR-215GN | Mini-PCI | 60 mm Ă— 45 mm Ă— 3,2 mm | - | Ralink RT2860 | v / v / v | minipci.biz | 40 EUR (*1) |
| *1 inkl. einer Nachrüstantenne  v vorhanden  - nicht vorhanden  Preise Stand Ende 2008 | |||||||
Die neuen Karten besitzen typischerweise drei Antennenbuchsen. Da Draft-N-WLAN bei 300 MBit/s mit zwei räumlichen Datenströmen (Spatial Streams) arbeitet, genügen aber schon zwei Wellenfänger für schnelles Funken. Die schließt man üblicherweise an die beiden äußeren Buchsen an, diese sind beispielsweise bei der Sparklan WMIR-215 mit TX0/RX0 und TX1/RX1 gekennzeichnet (TX: Transmitter/Sender, RX: Receiver/Empfänger). Stellt sich damit keine hohe Datenrate ein, dann probiert man die beiden anderen Belegungskombinationen aus.
Bei Ralink-Karten hängt am dritten Anschluss eine Antenne, die nur beim Empfang genutzt wird. Einer Untersuchung von Atheros zufolge bringt das zwar 20 bis 40 Prozent mehr Durchsatz, der Aufwand fürs nachträgliche Einbauen einer dritten Antenne ist damit aber eher nicht gerechtfertigt.
Manche Atheros-Chips verwenden die dritte Antenne auch beim Senden. Schließt man hier keinen Wellenfänger an, dann muss die Senderendstufe die reflektierte Leistung von typisch 20 bis 30 Milliwatt selbst verdauen. In unseren Versuchen hatten wir mit zwei statt drei Antennen keine Probleme, eine Garantie für langfristiges Funktionieren ist das aber nicht.
Die filigranen U.FL-Steckerchen der Antennenkabel wollen vorsichtig behandelt sein: Zum Abziehen und wieder Aufstecken nach Lösen der Karte aus ihrer Halterung genügen die Fingernägel als Werkzeug. Nach dem Einsetzen der neuen Karte kontrollieren Sie den Steckersitz und drücken diese gegebenenfalls noch mal an, wobei Sie die Karte mit einem Werkzeug stützen. Wer sichergehen will, fixiert die Stecker mit einem Klecks Heißkleber oder einem Streifen Klebeband.
BIOS-Block
Manche Notebook-Hersteller schieben Aufrüstversuchen einen Riegel vor, indem das BIOS beim Starten die PCI-Gerätekennung der WLAN-Karte überprüft. Findet es eine nicht genehme, verweigert es den Start mit einer Meldung wie "Error 1802: Unauthorized network card" oder "104-Unsupported wireless network device".
Durch Patchen der PCI-Kennung im BIOS kommt man eventuell an der Sperre vorbei, solange das BIOS sich beim Start nicht selbst anhand einer Prüfsumme checkt. Doch spätestens beim nächsten Update begönne die Fummelei von Neuem. Berüchtigt für solche Sperren sind beispielsweise Hewlett-Packard und IBM/Lenovo, Besitzer solcher Geräte sollten sich gut überlegen, ob der Gewinn den Ärger wettmacht.
Klebefilm hilft
Die meisten Notebooks legen den Funkteil der WLAN-Karten über ein Steuersignal schlafen, wenn man die Schnittstelle per Funktionstaste oder Schiebeschalter deaktiviert. Nach dem Aufrüsten aktivieren manche Laptops sie aber beim Booten nicht, so etwa eines unserer Testnotebooks (Acer Travelmate 6492). Der Gerätemanager zeigt zwar nach der Treiberinstallation die Schnittstelle als funktionierend an, in der Übersicht erscheinen aber trotzdem keine Funknetze.
Dann hilft ein schmaler Streifen Klebeband: Bei Mini-PCI-Karten klebt man Pin 13 ab, bei Minicards Pin 20. Allerdings ist das Funkteil dann stets aktiviert, es lässt sich nicht mehr bequem per Taster oder Schalter schlafen legen, sondern nur noch per Deaktivieren im Gerätemanager. Wegen der schmalen Kontaktstreifen bekommt man es kaum hin, nur Pin 20 abzudecken. Es schadete aber bei uns nicht, wie im Foto erkennbar ebenfalls den benachbarten Masse-Pin 18 abzukleben.
Wir testeten die Kärtchen gegen zwei Router, die mit Atheros- (Fritz!Box 3270) und Ralink-Chips (Asus RT-N11) bestückt waren. Dabei stellte sich wie in früheren Tests der beste Durchsatz mit einer Gegenstelle ein, die mit einem Chip der gleichen Familie bestückt war.
Das Asus-Kärtchen mit Broadcom-Baustein war unter Windows XP und Vista nicht zum Zusammenspiel mit den Routern zu bewegen: Es fand zwar die Fritz!Box, baute aber keine WPA2-gesicherte Verbindung auf. Das WLAN des RT-N11 zeigte es nur unter Vista an, konnte aber ebenfalls keine WPA2-Verbindung herstellen.
Die Ralink-basierten Karten schafften auf kurze Distanz typischerweise 75 MBit/s netto, also das Drei- bis Vierfache gegenĂĽber einer alten 11g-Karte (Centrino 2200BG). Die Atheros-Bausteine fielen mit typisch 72 MBit/s nur minimal zurĂĽck.
Über 20 Meter durch die Redaktionsräume war der Unterschied mit bis zu 59 MBit/s (Ralink) beziehungsweise 44 MBit/s (Atheros) etwas größer. Die 11g-Karte kam aber bestenfalls auf 20 MBit/s. Das Aufrüsten bringt also in der Regel eine Geschwindigkeitsverdoppelung, unter günstigen Umständen auch deutlich mehr.
Unter Ubuntu 8.10 funkten die Ralink-Chips bei uns ebenfalls deutlich besser als die Atheros-Bausteine, was am zum Testzeitpunkt noch recht jungen ath9k-Treiber für letztere liegen kann. Linux-Nutzer, die Atheros-Besonderheiten wie Multi-SSID und gleichzeitigen Betrieb als Client und AP nicht brauchen [3], greifen deshalb zurzeit besser zu Ralink-bestückten Kärtchen.
Literatur
- JĂĽrgen Rink, Heimwerkstatt fĂĽrs Notebook, Notebooks selbst aufrĂĽsten ohne unerwĂĽnschte Nebenwirkungen, http://www.heise.de/mobil/artikel/Notebooks-selbst-auseinander-nehmen-und-aufruesten-222331.html
- Ernst Ahlers, JĂĽrgen Rink, Funk-Implantate, WLAN-Module und Antennen in Notebooks nachrĂĽsten, http://www.heise.de/mobil/artikel/WLAN-Module-nachruesten-222833.html
- Michael Renzmann, Doppelagent, Mehrere Funkzellen auf einer WLAN-Karte, sicher verschlĂĽsselt, c't 24/06, S. 240
- Mini-PCI-Karten mit Atheros-Chips aktivieren
- Generische Atheros-Treiber fĂĽr Windows
- Windows-Treiber fĂĽr Asus WL-270n
- Generische Ralink-Treiber fĂĽr Windows
- Generische Ralink-Treiber fĂĽr Linux
- Generische Ralink-Treiber fĂĽr Mac OS X
(ll)