Apple will Urteil im E-Book-Streit anfechten

Der Konzern sieht sich ungerecht behandelt und will in Berufung gehen. Man habe nichts Illegales getan.

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Apple will sich auch nach dem verlorenen Prozess in New York weiter gegen den Vorwurf illegaler Preisabsprachen im amerikanischen E-Book-Markt wehren. Das Unternehmen werde das Urteil anfechten, kündigte ein Sprecher am Mittwoch gegenüber US-Medien an. "Wir haben nichts Unrechtes getan und werden gegen die Entscheidung der Richterin in Berufung gehen", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber dem zum Wall Street Journal gehörenden IT-Blog All Things D.

Richterin Denise Cote hatte darauf befunden, dass der iPad- und iPhone-Anbieter 2010 auf illegale Weise Preise im amerikanischen E-Book-Markt mit Verlagen abgesprochen hat. Nun muss sich Apple auf eine Strafe und Schadenersatz einstellen, über die zu einem späteren Zeitpunkt entschieden wird. Zudem könnten dem Unternehmen bei zukünftigen Verhandlungen mit Inhalteanbietern die Kartellwächter dazwischenfunken, wie Experten meinten. Verurteilte Unternehmen stünden unter besonderer Beobachtung, sagte der ehemalige Direktor der US-Handelsaufsicht, David Balto. Die Apple-Aktie lag am Mittwoch leicht im Minus, erholte sich nachbörslich aber wieder.

Apple werde sich nun weiter wehren, betonte der Sprecher. Der Start der E-Book-Plattform von Apple habe Kunden im Gegenteil mehr Auswahl gebracht, während zuvor der Online-Händler Amazon die Verlagsbranche "monopolistisch im Griff gehabt" habe. Apple war vom US-Justizministerium verklagt worden. Die fünf betroffenen Verlage waren Vergleiche eingegangen, nur Apple ließ es auf einen Prozess ankommen. Das Unternehmen wollte unter anderem sein sogenanntes Agenturmodell verteidigen, bei dem die Verlage die Preise festsetzen und Apple einen prozentualen Umsatzanteil erhält. Amazon hatte zuvor Bücher zu einem bestimmten Einkaufspreis erworben und dann zu beliebigen Preisen verkauft – und dies anfangs häufig auch unter Einkaufswert. Das wiederum hatten die Verlage zu bekämpfen versucht.

"Apple spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau und der Ausführung dieser Verschwörung", heißt es in dem Urteil. Die Absprachen seien nur deshalb so erfolgreich gewesen, "weil Apple sie organisiert hat". Bill Baer vom Justizministerium erklärte: "Diese Entscheidung ist ein Sieg für Millionen Verbraucher, die elektronische Bücher lesen."

Die fünf involvierten Verlage waren Hachette Livre (gehört zu Lagardère), Harper Collins (News Corp.), Simon & Schuster (CBS), Penguin (Pearson) sowie der zur deutschen Holtzbrinck-Gruppe gehörende Verlag Macmillian. Sie alle hatten sich nach und nach mit der US-Justiz geeinigt und teilweise die Preise gesenkt.

Die EU-Kommission hatte ein ähnliches Kartellverfahren eröffnet. Hier machten jedoch nicht nur die Verlage, sondern auch Apple außergerichtlich Zugeständnisse. Mit der im Dezember geschlossenen Einigung bekamen Händler für mindestens zwei Jahre mehr Spielraum für Rabatte bei E-Books. Allerdings hat dies keinen Einfluss auf nationale Regelungen wie die deutsche Buchpreisbindung, bei der die Verlage grundsätzlich die Preise von Büchern im Handel festlegen.

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(mit Material von dpa) / (bsc)