Mit Chip-Dreifaltigkeit gegen Atom

Der taiwanische Chiphersteller VIA vereint in der Plattform "Trinity" den Nano-Prozessor mit einem Single-Chip-Chipsatz und einem S3-Grafikchip.

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Offenbar als Konter gegen die Nvidia-Plattform Ion, die Intel-Atom-Prozessoren mit dem grafikfähigen Chipsatz GeForce 9400M G kombiniert, kündigt VIA mit Trinity eine Zusammenstellung aus dem x64-Prozessor Nano, dem Single-Chip-Chipsatz VX800 und einem S3-Grafikchip der Chrome-Familie an, etwa dem Chrome 430GT oder dem Chrome 400 ULP.

Ein Mainboard mit diesen drei Haupt-Bauelementen soll laut VIA kompakten Desktop-Rechnern HD-Video-Wiedergabe, DirectX-10.1-Kompatibilität sowie akzeptable CPU-Rechenleistung ermöglichen, aber gleichzeitig sparsam arbeiten. Allerdings hat es VIA nicht einmal geschafft, Fotos eines Prototyps zu veröffentlichen.

Noch im April hatte Nvidia angekündigt, gemeinsam mit VIA an einer Billig-PC-Plattform mit Nano-CPU zu arbeiten. Davon war seither nichts mehr zu hören; nach Spekulationen ist diese Kooperation gescheitert.

Bisher ist der ursprünglich für 2005 als "CN" geplante, Anfang 2008 als Jesajah (Isaiah) angekündigte und im Mai präsentierte Nano-Prozessor noch kaum lieferbar; einige wenige Versandhändler haben nun immerhin das Mini-ITX-Mainboard VB8001-16 im Angebot. Es ist mit einem 1,6-GHz-Nano bestückt, der eigentlich wohl die Typenbezeichung L2200 trägt und für den VIA eine Thermal Design Power (TDP) von 17 Watt nennt. Als Chipsatz kommt aber nicht – wie etwa beim C7-Board EPIA-M700 – der VX800 zum Einsatz, sondern die Kombination aus Northbridge CN896 und der Southbridge VT8237S. Immerhin bringt es einen PCIe-x16-Steckplatz mit.

Leider nennt VIA für Trinity auch keine Preise; das VB8001-16 ist mit rund 170 Euro allerdings fast dreimal so teuer wie die bereits lieferbaren Mainboards mit Intel Atom 230 und dem wenig effizienten Desktop-PC-Chipsatz 945GC. Mainboards mit dem Doppelkern Atom 330 und 945GC kosten zwischen 70 und 95 Euro. Für GeForce-9400M-G-Boards schätzt Nvidia einen Aufpreis von 50 US-Dollar.

Im OEM-Geschäft scheint VIA mit völlig anderen Preisen zu arbeiten; Netbooks mit C7-M-Prozessoren unterbieten jedenfalls preislich die Atom-Konkurrenten meistens. Glaubt man Zahlen der Marktforscher von IDC und iSuppli, so scheint der VIA-Anteil am CPU-Markt deutlich gewachsen zu sein – auch auf Kosten von AMD. Das könnte auch an den billigen Netbooks liegen, wozu die Marktforscher von DisplaySearch eine interessante Studie veröffentlicht haben: Hier lag HP im dritten Quartal 2008 angeblich auf dem dritten Platz hinter Acer und Asus. HP hatte damals in diesem Marktsegment aber ausschließlich das Schüler-Notebook 2133 Mini-Note PC mit VIA C7-M im Angebot.

Wenn die Marktforscher recht haben, dann profitiert VIA nach langer Zeit endlich von den Ideen zu kompakten und sparsamen PC-Komponenten, die das taiwanische Unternehmen unter FĂĽhrung des ehemaligen Intel-Mitarbeiters Wenchi Chen bereits vor sieben Jahren hatte. Die Netbooks- und Nettop-Welle rollt aber erst, seit Intel den Atom verkauft. (ciw)