Studie: China zensiert auch generische und Technik-Begriffe

Pekings Zensoren setzen mittlerweile auch ganz normale Worte auf ihre Blacklists, haben Forscher herausgefunden. Dabei geht es zumeist um Echtzeitzensur.

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Eine neue Studie, die im Internet-Journal "First Monday" erschienen ist, zeigt mehr als 4000 eindeutige Begriffe, die in den letzten anderthalb Jahren auf populären chinesischen Instant-Messaging- und Chat-Plattformen blockiert wurden, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Das Forscherteam um Jedidiah R. Crandall, Juniorprofessor am Institut für Informatik der University of New Mexico, konzentrierte sich dabei auf die chinesische Ausgabe von Skype sowie den Microblogging-Dienst Sina Weibo. Ihre Wortliste wurde mit Hilfe verschiedener Reverse-Engineering-Techniken erfasst – darunter auch Packet-Sniffing, mit dem Datenpakete im Netzwerk abgefangen und analysiert werden.

Mehr als 20 Prozent der Worte, die innerhalb von Sina Weibo blockiert wurden, hatten auf die eine oder andere Art mit Technik zu tun. Darunter waren spezifische URLs, zum Themenfeld Materialien zu Spyware sowie diverse technische Begriffe. Einige davon, etwa "chinesischsprachige Wikipedia" oder "Google Blogger", verweisen auf populäre Websites, auf denen Informationen nicht vorzensiert werden. (Allerdings finden etwa bei der chinesischen Wikipedia Manipulationen durch Zensurbehörden schon seit vielen Jahren statt.)

Generische Begriffe wie "System", "Administrator" oder "Systemnachricht" tauchten ebenfalls regelmäßig auf der schwarzen Liste auf. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Blacklist-Aufnahmen verwendet werden, um User daran zu hindern, sich als Sina-Weibo- oder Skype-Administrator auszugeben und darüber dann andere Nutzeraccounts zu übernehmen. Weitere Begriffe, die zumindest zeitweise zensiert wurden, waren noch viel "normaler": darunter "Internet", "Chat", "World Wide Web" oder gar "chinesische Person".

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(bsc)