Freenet mit Umsatzrückgang und roten Zahlen

Der norddeutsche Telekommunikationsanbieter verbuchte im dritten Quartal weniger Umsatz und wies einen Verlust aus, sieht sich für das Gesamtgeschäftsjahr aber weiter auf Kurs.

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Die Büdelsdorfer Freenet AG hat im abgelaufenen Quartal einen Umsatzrückgang von sieben Prozent auf 470 Millionen Euro verzeichnet. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte, legte der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 42,7 Millionen auf 60,3 Millionen Euro zu; während unter dem Strich ein Fehlbetrag von 22,7 Millionen Euro anfiel. Im dritten Quartal des Vorjahres war noch ein Überschuss von 37,9 Millionen Euro angefallen.

Damit verfehlte das Unternehmen die Erwartungen von dpa-AFX befragter Analysten, die mit einem Umsatz von 475,5 und einem Ebitda von 70 Millionen Euro sowie einem geringeren Verlust von 10,2 Millionen gerechnet hatten. Doch trotz des Quartalsverlustes ist Vorstandschef Eckhard Spoerr für den Gesamtjahresverlauf zuversichtlich. "Mit den Zahlen für die ersten neun Monate liegen wir weiter im Zielkorridor für das Gesamtjahr." Für das laufende Geschäftsjahr hatte das Unternehmen zuletzt ein EBITDA von 250 Millionen Euro und einen Vorsteuergewinn von 160 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Freenet aktiviert seit dem ersten Quartal einen Teil der Kunden- Akquisitionskosten in der Bilanz und schreibt diese über die Mindestvertragslaufzeit ab. Das wirkt sich einerseits positiv auf das operative Ergebnis aus, andererseits dürfen zum Beispiel zu Vertragsbeginn anfallende Prämien nicht mehr komplett als Umsatzerlöse verbucht werden. Durch die damit verbundenen Auswirkungen auf Umsatz und operatives Ergebnis sind die Zahlen nur bedingt mit dem Vorjahr zu vergleichen.

Freenet hat es nach eigener Einschätzung mit einem "nachhaltigen Paradigmenwechsel" auf dem deutschen Internet- und Telekommunikationsmarkt zu tun. Margenstarke Geschäftsfelder wie schmalbandige Internetzugänge und Festnetztelefonie verlören an Bedeutung, erklärt das Unternehmen im Zwischenbericht. Doch habe sich das Unternehmen trotz des Drucks durch den DSL-Preiskampf und die Mobilfunkdiscounter weiter behaupten können.

Insgesamt hat Freenet zum Ende des dritten Quartals 6,3 Millionen Kunden. Davon haben 2,9 Millionen einen Mobilfunkvertrag bei Mobilcom und 1,27 Millionen DSL/Telefon von Freenet. Der Rest bezieht Prepaid- oder Preselection- oder andere zahlungspflichtige Dienste (Portale usw.). "Ein stärkeres Wachstum im DSL-Segment", klagt Spoerr, "verhinderten vor allem Prozessprobleme beim Aufschalten von Komplettanschlusskunden durch die Deutsche Telekom sowie deren aktuelle Konditionen für DSL-Pakete, die unter unseren eigenen Einkaufspreisen beim Ex-Monopolisten liegen". Zum Jahresbeginn hatte Freenet das Zugangsgeschäft der deutschen Tiscali und kürzlich das von Lycos übernommen.

Unterdessen machen die Pläne der Freenet-Konkurrenten United Internet und Drillisch zur Übernahme und Aufspaltung des Unternehmens Fortschritte. Gestern gab Freenet bekannt, konkrete Gespräche mit United Internet (1&1, GMX, Web.de) und dem Mobilfunk-Serviceprovider Drillisch (Victorvox, simply) bezüglich einer "möglichen strategischen Partnerschaft" aufgenommen zu haben. (vbr)