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Deutsche IT-Branche will der Krise trotzen

Mit vorsichtigem Optimismus für das Krisenjahr 2009 präsentiert sich die deutsche IT-Wirtschaft am Vortag der CeBIT in Hannover. Ganz ohne Schrammen kommt die Branche allerdings nicht davon.

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Der deutschen IT-Industrie geht es vergleichsweise gut, sie behauptet sich in der Krise. Mit dieser Wasserstandsmeldung aus der Branche setzt der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) am Vortag der CeBIT ein deutliches Zeichen, dass von der am morgigen Dienstag beginnenden größten Computermesse der Welt verstärkt werden soll. "Die CeBIT wird ein Signal setzen, dass innovative Technologien einen maßgeblichen Beitrag zur Bewältigung des Abschwungs leisten können", sagte Bitkom-Präsident August Wilhelm Scheer am heutigen Montag in Hannover und verband damit ein klares Bekenntnis zur Messe.

Während 45 Prozent der deutschen ITK-Unternehmen (Informationstechnologie und Telekommunikation) nach Angaben des Bitkom weniger Umsatz oder Aufträge als vor der Krise erwartet verzeichnen, spüren immerhin 55 Prozent bisher keine Auswirkungen der Krise. Noch ist ein Großteil (46 Prozent) der 304 vom Verband befragten Unternehmen zuversichtlich, dass die Trendwende noch in diesem Jahr geschafft werden kann, 42 Prozent rechnen damit ab 2010.

(Bild: Bitkom)

Trotz der täglichen Hiobsbotschaften aus aller Herren Länder hält der Bitkom an seiner zuletzt im Dezember gesenkten Prognose fest. Im Jahr 2009 soll die deutsche IT-Wirtschaft demnach stagnieren, während weltweit noch mit einem kleinen Wachstum von knapp 3 Prozent zu rechnen sei, erklärte Scheer, der das Marktvolumen für 2009 auf 144,6 Milliarden Euro beziffert. Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Branche fürchtet der Verband nicht. Scheer zeigte sich zuversichtlich, den Stand von derzeit 830.000 Mitarbeitern auch 2009 halten zu können.

Während die IT-Branche hierzulande bei Software und Dienstleistungen sogar zulegen könne, sei im Hardware-Sektor ein Rückgang zu verzeichnen. Im Telekommunikationsbereich wächst das Geschäft mit den Datendiensten, die Märkte für Telekommunikationstechnik und Sprachdienste schrumpfen dagegen. Für den zu erwartenden Rückgang im TK-Bereich machte Scheer allerdings nicht die Krise, sondern "vielmehr die verfehlten Markteingriffe der EU" und den Preiskampf verantwortlich.

Ganz unbeeindruckt zeigt sich deutsche Branche allerdings nicht. So ist der Anteil der Unternehmen, der in den kommenden Monaten mit Auswirkungen der Krise rechnet, zwischen Dezember 2008 und Februar 2009 von 39 auf 59 Prozent angewachsen. Davon haben nur ein gutes Drittel noch keine konkreten Anzeichen für ihre Besorgnis, bei 64 Prozent dagegen haben Kunden angekündigt, Projekte stornieren, verschieben oder reduzieren zu wollen.

Mit im Vergleich zu vorherigen Erwartungen starken Umsatzeinbußen für 2009 rechnen allerdings nur 15 Prozent der vom Bitkom zuletzt in sehr kurzen Abständen befragten Unternehmen, das sind weniger als noch im Dezember. Immerhin die Hälfte erwartet zumindest einen leichten Rückgang, während ein Drittel seine Umsatzerwartungen nicht beeinträchtigt sieht. Nur 3 Prozent der Unternehmen rechnen noch mit einem Umsatzplus.

Dazu werde auch das Investitionsprogramm der Bundesregierung beitragen. Der Verband begrüßte die Bemühungen Berlins grundsätzlich und zeigte sich erfreut, dass auch die IT-Branche vom Konjunkturpaket profitieren werde. Dazu sagte Scheer, das Geld solle im Bildungssektor "nicht nur in Beton, sondern in die Köpfe" investiert werden. Schulen bräuchten nicht nur neue Infrastruktur, sondern auch Internetzugänge, Laptops und vor allem Lehrer, die damit etwas anfangen können.

Der Bitkom-Chef nutzte die Gelegenheit zu einem erneuten Bekenntnis zur CeBIT. Die Messe bleibe "Treffpunkt und Schaufenster" der Branche und sei trotz beträchtlichen Ausstellerschwunds wichtig für die Branche. "Wir sollten uns hüten, die größte IT-Messe, die wir hier in Deutschland haben, in der derzeitigen Wirtschaftssituation kleinzureden", sagte Scheer. "Die CeBIT entwickelt sich zu einem Davos der Industrie hier in Hannover." (vbr)