"Ein Dacia?! Was sagt der denn über dich aus?"

Klartext: Aussage verweigert

Ich plante, den Lobgesang anzustimmen auf das einfache Automobil, das zum fairen Preis nur Essenzielles bietet. Doch die Realität funkte dazwischen. Nach dem ersten Kaltstart kamen ein paar nagende Zweifel am Dreizylinder im Dacia

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

"Was, DU interessierst dich für einen Datschia?", kam die Frage auf meine Idee, mir den Sandero anzusehen. "Was sagt das denn über dich aus?" Es sagt über mich aus, dass ich ein Fahrzeug will, dass die Aussage über mich verweigert. Die Leute können denken, was sie möchten, gerne auch die Wahrheit: Dass ich ein Auto wie einen Ratschenkasten will. Es soll keine tratschenden Aussagen über mich machen, es soll fahren. Es soll mich so kalt lassen wie jede Winterhure.

Erste Kontrollfrage bei der Fahrzeugübergabe. "So. Ist das ein Dreizylinder?", frage ich ob des Brummens. Das ist eine rhetorische Frage, denn so brummt nur ein Dreizylinder. "Nein. So läuft kein Dreizylinder. Das ist ein Vierzylinder." Perfekt! Das ist die gesuchte Antwort. Gar nicht boshaft die des sich im Fehlwissen Anderer suhlenden Klugscheißers (denn trotz meiner eigentlich stets unangenehmen Klugsuhlerart beließ ich ihn höflich in seinem Glauben), sondern ich wollte wissen, ob das eins dieser Autos ist, deren Technik allen egal ist. Es ist. Sie ist. Sie wissen schon. Das Auto fuhr zudem auf den ersten Metern (noch warm) sehr brav durch den Stadtstau, wie ich es von Dacia-kaufenden Bekannten kenne. Doch zwei Tage später kam der erste Kaltstart und mit ihm ein paar nagende Zweifel an dieser Maschine.

Schnell! Nebelkerzen!

Zunächst als Ablenkung vom unerfreulichen Kernthema möchte ich das beliebteste Anti-Dacia-Argument entkräften mit der Ausstattung. Die Top-Varianten haben alles, was normale Autofahrer benutzen, zum Beispiel sogar ein Touchscreen-Infotainment-System mit Navi, in das man seinen USB-Stick für Musik oder Podcasts stecken kann. Ich weiß selber, dass ein BMW dem Fahrer morgens seine Emails vorlesen kann, aber wenn ich das einem BMW-Fahrer erzähle, glaubt er mir das selten und benutzt wird es noch seltener. Vom Potenzial der Hightech-Limousinen nutzen wir in etwa denselben Prozentsatz wie von unseren Hightech-Nanocomputern. Viele denken ja noch, das sei ein schwer zu bedienendes Telefon, andere, jüngere kommen immerhin bis "hihi, Penis" auf WhatsApp.

Mich persönlich interessieren bei Dacia sogar am meisten die am dürftigsten ausgestatteten Varianten, weil mir in meinem Leben als werkzeugbenutzender Primat so viel kaputtgegangen ist. Als ich noch Mechatronik entwickelte, also einen richtigen Job hatte, sahen mich manche Kollegen als eine Art Sonnenwind mit Büroschlüssel an, der sich mal lieber vom Labor fernhält, wenn die neuen Kisten voller Controller da sind. Wie eben immer: Was nicht dran ist, geht nicht kaputt. Und: Was nicht dran ist, kostet auch nix.