Die Amazon-Strategie: Hyperwachstum ohne Profite

Der E-Commerce-Riese Amazon macht seinen Konkurrenten das Leben schwer, weil er seine Einnahmen ständig reinvestiert, schreibt der rennomierte Wirtschaftsjournalist George Anders in einem Technology-Review-Essay.

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Innenansicht des Amazon-Verteilzentrums in Leipzig

(Bild: Amazon )

Der E-Commerce-Riese Amazon steckt die gesamte Konkurrenz im Online-Einzelhandel in die Tasche, weil er Gewinne permanent in technische und organisatorische Innovationen reinvestiert. Der Preis dafür sei ein "profitloses Hyperwachstum", schreibt der renommiere Wirtschaftsjournalist George Anders in einem aktuellen Essay für Technology Review. Auf der einen Seite fahre der Online-Händler in diesem Jahr einen Umsatz von 75 Milliarden Dollar ein. Auf der anderen Seite schreibe er rote Zahlen: Im vergangenen Quartal verbuchte Amazon einen Verlust von 41 Millionen Dollar. "Gründer und CEO Jeff Bezos ficht das nicht an. Als er einmal darauf angesprochen wurde, dass Amazon nur für einen kurzen Zeitraum im Jahre 1995 profitabel war, frotzelte er, das sei "wahrscheinlich ein Fehler" gewesen."

Schaut man genauer hin, schreibt Anders, werde jedoch eine Strategie erkennbar. Amazon schaufele permanent Geld zurück in sein Geschäft. "Das geht zum Beispiel in die geheimniskrämerische Forschungsabteilung des Konzerns, Lab 126, die am Kindle der nächsten Generation und anderen mobilen Geräten arbeitet." Amazon investiere zudem viel Geld, um die modernsten Lagerhäuser zu errichten, den Kundendienst noch geschmeidiger zu machen und andere Ideen zu entwickeln, die den Marktanteil weiter vergrößern.

Dagegen zu konkurrieren, sei sehr schwer. "Tausende Online-Händler buchen sich deshalb lieber in das Ökosystem von Amazon ein. Firmen wie EasyLunchboxes.com haben ihr gesamtes Inventar in die Amazon-Lagerhäuser verlagert, wo sie für die Auslieferung ihrer Waren und andere Dienstleistungen eine Kommission zahlen."

Härter werde es, wenn man mit Amazon in den Ring steigt. Die beste Strategie für Händler, die auch ins Online-Geschäft einsteigen, sei, sich Nischen zu suchen, die der Platzhirsch noch nicht besetzt hat. Dazu gehörten aktuell "Flash Sales", mit denen man Impulskäufer überrascht, schreibt Anders, oder auch im Netz schwierige Warenkategorien wie Lebensmittel. "Die meisten Neuzugänge auf dem Markt verlieren jedoch Geld."

Mehr zum Thema bringt das Essay von George Anders in Technology Review online:

(bsc)