HD-Video-Beschleuniger für Nettop-PCs
Ein chinesischer Embedded-Systems-Hersteller bestückt einen Atom-Nettop mit einem HD-Video-Beschleuniger, ein neuer VIA-Chipsatz soll den Nano HD-tauglich machen.
Mehrere Hersteller bemühen sich, billige und sparsame Desktop-Rechner fit zu machen für HD-Video-Wiedergabe bis hin zur Auflösung 1080p. Liest man die jeweiligen Produktbeschreibungen allerdings ganz genau, dann fällt auf, dass dabei (absichtlich?) nicht von Blu-ray Discs die Rede ist: Darauf liegen Videos nämlich nicht nur in stark komprimierter Form, sondern auch verschlüsselt. Während Grafikchips und Chipsätze mit HD-Video-Spezialfunktionen oder dedizierte HD-Video-Beschleuniger-Chips die PC-CPU bei Dekompression oder Filterung des Videos entlasten, muss der Prozessor die Entschlüsselung größtenteils selbst erledigen. Deshalb spielt ein PC, der unverschlüsselte HD-Videos selbst im 1080p-Format ruckelfrei wiedergibt, noch lange nicht jede beliebige Blu-ray-Discs flüssig ab.
Die integrierte GMA-950-Grafik der bisher von Intel für Netbooks (945GSE) und Nettops (945GC) mit den Atom-Prozessoren N270 (Mobile) beziehungsweise 230/330 (Desktop) verkauften Chipsätze hat mittlerweile vier Jahre auf dem Buckel und bringt (fast) keine HD-Video-Beschleunigungsfunktionen mit; in diese Kerbe schlägt Nvidia mit der Ankündigung der Ion-Plattform beziehungsweise des Chipsatzes GeForce 9400M, auf den wiederum Intel mit den "Off-Roadmap"-Produkten Atom N280 und GN40 reagieren will.
Die chinesische Firma Norco, die in den USA unter der Marke Habey auftritt, hat den lüfterlosen "Digital Signage Player" BIS-6550HD, der ansonsten mit Atom N270 und 945GSE bestückt ist, mit einem zusätzlichen, aber leider nicht näher spezifizierten HD-Video-Beschleuniger-Chip versehen. Dieser bindet auch HDMI-1.3-taugliche Displays an und soll mit MPEG-4/AVC (H.264), MPEG-2 oder VC-1 kodierte HD-Videos bis hin zum Format 1080p abspielen können; die Leistungsaufnahme des Systems (ohne optisches Laufwerk) soll dann unter 13 Watt liegen – Habey wirbt damit, dass das weniger sei als bei Nvidia Ion.
Auf Privatleute zielt der BIS-6550HD, der mit einem Schraubanschluss für 12-Volt-Gleichstromspeisung ausgestattet ist, nicht, sondern vielmehr auf elektronische Anzeigetafeln – eben Digital Signage. HD-Video-Beschleunigerchips für x86-Mainboards hat beispielsweise die Firma Quartics angekündigt, Toshiba empfiehlt dazu die SpursEngine, für Stand-alone-Player offerieren etwa Broadcom, Realtek, Sigma Designs oder STMicroelectronics HD-Video-Decoderchips.
VIA unterdessen will bei der HD-Video-Unterstützung für den Nano-Prozessor offenbar nicht ausschließlich auf Nvidia vertrauen, sondern kündigt mit dem VX855 einen eigenen Chipsatz mit HD-Video-Beschleunigung an. Als Grafikkern dient hier wieder der Chrome9 der VIA-Tochterfirma S3graphics, zur Anbindung eines HDMI-Ausgangs ist aber offenbar ein Zusatzchip nötig; kürzlich hatte VIA auch angeregt, in Nano-Nettops auf die Kombination eines Chipsatzes ohne Grafik mit einem S3-Grafikchip wie dem Chrome 430 zu setzen. (ciw)