Zeitung: Korruptionsbekämpfung bei der Bahn nur vordergründig

Bedienstete der Revisionsabteilung der Bahn formulieren in einem anonymen Schreiben neue Vorwürfe gegen Vorstandschef Mehdorn.

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Von
  • Frank Möcke

Der umfassende Abgleich der Daten von Bahnmitarbeitern hat mit Korruptionsbekämpfung nur vordergründig zu tun gehabt, es ist vor allem um Bagatelldelikte anderer Art gegangen. Die Vielzahl der Strafanzeigen, mit denen sich die Bahn in den Medien rühmt, ist nur zustande gekommen, weil auch kleinste Verstöße angezeigt worden sind. Diesen Vorwurf erheben Bahnmitarbeiter der Revisionsabteilung. Sie haben sich nach Informationen der Frankfurter Rundschau anonym mit einem Brief an Bundestagsabgeordnete gewendet. Sie befürchten schwerste Repressalien und hoffen, dass die Politiker ihr Schreiben trotz des anonymen Charakters ernst nehmen und helfen.

Jahrelang habe die Bahn die Firma „Network Deutschland“ beschäftigt, obwohl diese mit früheren Stasi-Mitarbeitern zusammengearbeitet habe. Alle Aufträge an diese Firma habe der Leiter der Bahn-Konzernrevision Josef Bähr initiiert und Hartmut Mehdorn, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, darüber wiederholt berichtet. Als Hauptverantwortlicher für alle Aufträge an die Firma Network müsse Mehdorn zur Rechenschaft gezogen werden, so die Revisoren nach dem Bericht der Frankfurter Rundschau.

Mehdorn hat gestern eine Erklärung abgegeben, in der sich der Vorstand für die Umstände des Abgleichs der Daten von Mitarbeitern mit denen von Bahn-Geschäftspartnern entschuldigt. Sämtliche 220.000 Mitarbeiter waren einem Screening unterzogen worden. Außerdem hat die Bahn laut Zeitungsberichten mit Hilfe des Datenabgleichs auch Informationslecks finden und einem Mitarbeiter auf die Spur kommen wollen, der Mehdorn bei den Steuerbehörden anschwärzen wollte. Der Bahnchef wird gescholten, zunächst keine Verstöße in dem massenhaften Datenabgleich gesehen und das volle Ausmaß der Überprüfungen nur scheibchenweise aufgedeckt zu haben.

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(fm)