Ferdinand Dudenhöffers Institut für automotivierte Astrologie

Das Expertensystem

Ein Horoskop schreiben ist einfacher, als man denkt. Man muss dazu nur sehr vage Dinge sagen, die eigentlich immer stimmen. Denn dann, so zeigen es Experimente, findet die Mustererkennung die Wunder selbst. Beispiel Dudenhöffer

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Ferdinand Dudenhöffer übt eine ungeheure Faszination auf mich aus. Die geht weniger von seiner unzweifelhaft sehr attraktiven subnasalen Gesichtsbehaarung aus als vielmehr von seinem Wirken. Oft lese ich von ihm als "Papst", was ihn schon recht gut beschreibt, denn er steht vollberuflich seinem eigenen hierarchischem Glaubenssystem vor, und das will ich auch. Doch wie schafft man das, wie wird man so?

Das Dudoskop

Ein wichtiger Bestandteil effektiven Dudenhöfferns ist ein kompetent aufgestelltes Horoskop der Autoszene. Wie jedes Horoskop lebt auch das Dudoskop davon, dass es überzeugend klingt, aber so vage bleibt, dass es einen später möglichst nicht in den Hintern beißen kann. Es darf also keine Neuigkeiten oder sonstige Kalorien enthalten. "Vieles, was gezeigt wird, ist erst nächstes Jahr im Markt", so belegte Dudenöffer im IAA-Interview mit derwesten.de, dass er die Richtung des Zeitpfeils verstanden hat, genauso wie die Funktion eines Flaggschiffs: Die S-Klasse sei für Daimler ein "enorm wichtiges Auto". So ... ist es wohl.

Außerdem: "Neuerungen haben in der Vergangenheit immer den Markt gepushed." Guter Satz! Stimmt jedes Jahr zu jeder Messe. Bertram Forer hätte es nicht besser formulieren können. Obacht für Autobauer mit Wassermann im Aszendenten allerdings: "Audi muss innovativer werden." Weitere Bestandteile eines guten Dudoskops: Binsenweisheiten der Facepalm-Stärke "Der Himmel ist blau". So fand der Meister bereits 2012 heraus, dass Autos heute mehr Leistung haben als früher. Und schließlich: Man kann auch eine Behauptung so lange wiederholen, bis sie irgendwann aus Zufall doch stimmt.

O-Töne <-> Experten; Salz <-> Suppe

Die derart aufgebauten öffentlichen (also alle) Dudoskop-Textbausteine sind längst in meinem Texteditor gespeichert, viele davon kann ich bereits auswendig auf Fahrzeugpräsentationen vortragen, um mir den Weg zur Bar zu leeren. Als Ferdinand Dudenhöffers Automobiles Horoskop (tm) jedoch an Fahrt aufgenommen hatte, konnte der Porsche-Namensvetter und Papst und Experte und Professor und Dozent und Mensch ein weiteres Geschäftsfeld eröffnen: eine Meinung haben. Wir sahen ein Beispiel: Seiner Meinung nach muss der Innovationsführer Audi innovativer werden.

In Sachen "Meinung ohne Ahnung" sehe ich für mich keinerlei Probleme. Ich schwadroniere: "VW sollte meiner Meinung nach ein bisschen mehr Geld verdienen. VW sollte auch mehr oder weniger Rabatte geben. BMW sollte auf seine Kunden achten. Opel sollte dichtmachen, und alle Hersteller sollten Instituten mit Clemens-Gleich-Beteiligung mehr Geld überweisen." Immer gut ist auch, Dinge zu fordern, die jeder will, aber keiner kriegt: Weltfrieden, Freibier und hundertprozentige Ausfallsicherheit.