Formel-1-Sparflamme: „Verbinde Effizienz mit Zuverlässigkeit auf elektrischen Pfaden“

Energiewende in der F1

Renault stellt seinen Formel-1-Motor für die Saison 2014 vor. Aufgrund eines geänderten Reglements mit Vorgaben zu einer deutlich gesteigerten Energieeffizienz handelt es sich um eine Hybrid-Einheit mit Turboaufladung und einer Systemleistung von rund 760 PS

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Von
  • Florian Pillau
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Köln, 25. Januar 2014 – Renault stellt seinen Formel-1-Motor für die Saison 2014 vor. Das umfangreich geänderte Reglement mit Vorgaben zu einer deutlich gesteigerten Energieeffizienz und einer begrenzten Benzindurchflussmenge zwingt die Konstrukteure, Antriebseinheiten inklusive Energierückgewinnung zu konzipieren. Hier ist die Bezeichnung „Aggregat“ also einmal unbestreitbar richtig. Seine kombinierte Systemleistung liegt bei rund 760 PS.

Die 1,6-Liter-Maschine mit Turboaufladung erreicht etwa 600 PS, die Gesamtsystemleistung das Niveau der 2,4-Liter-V8-Saugmotoren des Jahres 2013, aber bei einem um 35 Prozent gesenkten Kraftstoffverbrauch. Neben Hubraum und Turboaufladung hat die FIA unter anderem auch Zylinderwinkel und Bohrung-Hub-Verhältnis festgelegt. Für die Höchstdrehzahl gilt die Obergrenze von 15.000/min (bisher: 18.000/min). Weitere Vorgaben sind Vierventiltechnik und Benzin-Direkteinspritzung. Renault nennt die neue Antriebs­einheit „ENERGY F1-2014“. Für Renault ist die Wiedereinführung des Turboladers eine Art Prestige-Wiederaufwertung, waren es doch Renaults über 1000 PS starke 1,5-Liter-V6 mit Abgasturboaufladung, die ab 1978 erstmals die Überlegenheit über die größeren Saugmotoren gewannen.

Das neue Motto: „Sprit sparen durch Effizienzsteigerung“

Kernstück der Antriebseinheit ist der komplett neu entwickelte Turbomotor mit rund 440 kW/600 PS Leistung. Weitere 120 kW/160 PS werden durch elektrische Energierückgewinnung bereitgestellt. Man darf stark vermuten, dass der einfache Turbolader statt zweier Einheiten, die man mindestens bei einem V6-Motor erwarten würde, das Ansprechverhalten grausam verschlechtern dürfte. Doch wird man diese vorgeschriebene Vereinfachung auf mechanischer Seite durch eine deutliche Aufwertung der elektrischen Energie und ihrer Zurückgewinnung mehr als wettzumachen versuchen.

Das Reglement ist jedenfalls so angelegt, dass etwa zehnmal so viel Energie rekuperiert werden darf. Damit darf auch der Elektro-Boost nun maximal 33,3 Sekunden statt der bisherigen 6,7 Sekunden pro Runde abgerufen und bis zu vier Megajoule (MJ) Energie aus dem Akku entnommen werden. Weitere Einschränkungen: Die auf 164 PS begrenzte elektrische Leistung (von denen Renault nur 160 nutzt) darf für längstens 8,3 Sekunden „am Stück“ anliegen. Hier wird also eindeutig eine Entwicklung des Hybrid-Gesamtsystems favorisiert. Das Ergebnis von Turboaufladung und Hybridisierung ist eine Verbrauchsreduktion um 35 Prozent. Schluckten die Autos 2013 noch etwa 70 Liter auf 100 Kilometer, sollen es in dieser Saison nur mehr rund 46 Liter sein.