eBay senkt Umsatz- und Gewinnerwartung

Zwar konnte das Internetauktionshaus mit seinem Gewinn im vergangenen Quartal die Analystenerwartungen übertreffen, doch enttäuschte der Konzern mit seinem von der Finanzkrise geprägten Ausblick auf die letzten drei Monate des Jahres.

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Am Ende des gestrigen Börsentags an der Wall Street, nachdem der Leitindex Dow Jones wieder auf Talfahrt gegangen war und damit der positive Effekt durch das staatliche Rettungspaket für das Finanzsystem verpufft schien, hat das Internetauktionshaus eBay seine Zahlen präsentiert. Die Aktie des Unternehmens hatte im Handelsverlauf – zusammen mit der des Interneteinzelhändlers Amazon – besonders unter dem negativen Trend zu leiden, sie verlor gut 13 Prozent ihres Wertes. Andere Wertpapiere von US-amerikanischen IT-Vorzeigeunternehmen mussten zwar auch Federn lassen, kamen aber glimpflicher davon.

eBay stand nach seinem Eingeständnis von vergangener Woche, im nun abgelaufenen dritten Quartal beim Umsatz nur das untere Ende der im Juli abgegebenen Prognosespanne erreichen zu können, besonders unter Druck angesichts von Ängsten vor einer weltweiten Rezession als Folge der Finanzkrise. Mit banger Erwartung schauten die Anleger auf den Ausblick auf die letzten drei Monate des Jahres. Dieser bestätigte die Pessimisten.

Das Internetauktionshaus senkte seine Umsatz- und Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr, und zwar nach Ansicht von Analysten mehr als erwartet. Statt wie im Juli geschätzt 8,8 Milliarden bis 9,05 Milliarden US-Dollar traut sich das Unternehmen nun nur noch 8,53 Milliarden bis 8,68 Milliarden US-Dollar zu. Die Erwartung für den Gewinn je Aktie senkte eBay von 1,72 bis 1,77 US-Dollar auf 1,32 bis 1,34 US-Dollar – wobei hier Restrukturierungskosten von bis zu 80 Millionen US-Dollar eingerechnet sind. Der Nettogewinn werde 2,02 Milliarden bis 2,17 Milliarden US-Dollar betragen gegenüber 2,18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2007.

Die revidierten Prognosen spiegelten den gegenwärtigen Geschäftstrend wider, wie eBay es in einer Mitteilung ausdrückt. So war die Talfahrt der eBay-Aktie auch nachbörslich nicht beendet, sie verlor noch einmal gut 5 Prozent und zog die Amazon-Aktie mit sich. Der Konkurrent verkündet seine Quartalszahlen am 22. Oktober.

Im dritten Quartal erzielte eBay einen Überschuss von 492 Millionen Dollar (364 Millionen Euro) und übertraf damit die Analystenprognosen. Im Vorjahr war wegen Abschreibungen auf die Internettelefonie-Tochter Skype ein Minus von 936 Millionen Dollar angefallen. Der Umsatz legte um 12 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar zu. Mit seinem "Marktplatz" erwirtschaftete eBay 1,38 Milliarden US-Dollar Umsatz, 4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Gesamtwert der hier umgeschlagenen Waren lag mit 14,28 Milliarden US-Dollar um 1 Prozent unter dem des Vorjahres. Damit schrumpfte erstmals in der Unternehmensgeschichte das Gross Merchandise Volume. Der Bezahldienstleister PayPal steigerte den Umsatz um 27 Prozent auf 597 Millionen US-Dollar, die VoIP-Telefonietochter Skype um 46 Prozent auf 143 Millionen US-Dollar.

Die Schwäche des Kerngeschäfts sei nicht allein auf die wirtschaftliche Gesamtlage zurückzuführen, analysieren Experten laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Dazu komme eine immer stärker werdende Konkurrenz. So versucht eBay durch die ebenfalls vergangene Woche verkündete Übernahme von Bill Me Later seine Bezahldienstsparte auszubauen.

eBay-Konzernchef John Donahoe zeigte sich heute mit der Leistung seines Unternehmens erfreut angesichts des sehr schwierigen Umfeld. Die Herausforderungen würden im vierten Quartal und wohl darüber hinaus anhalten, wird der CEO in der Los Angeles Times zitiert. Die Finanzkrise wirke sich auf das Konsumverhalten aus, und das bekomme eBay in allen Geschäftsbereichen zu spüren. Es seien turbulente Zeiten, für die niemand das passende Rezept bereit halte.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei eBay
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/Verlust
3/00 113,4 Mio. 19,1 Mio.
4/00 134 Mio. 23,9 Mio.
1/01 154,1 Mio. 30,6 Mio.
2/01 180,9 Mio. 24,6 Mio.
3/01 194 Mio. 34,9 Mio.
4/01 219,4 Mio. 25,9 Mio.
1/02 245 Mio. 47,6 Mio.
2/02 266 Mio. 54,3 Mio.
3/02 288,8 Mio. 61 Mio.
4/02 413,9 Mio. 87 Mio.
1/03 476,5 Mio. 104,02 Mio.
2/03 509,3 Mio. 91,8 Mio. (109,7 Mio.*)
3/03 530,9 Mio. 103,3 Mio.
4/03 648,4 Mio. 142,5 Mio.
1/04 756,2 Mio. 200,1 Mio.
2/04 773,4 Mio. 190,4 Mio.
3/04 805,87 Mio. 182,35 Mio.
4/04 935,78 Mio. 205,38 Mio.
1/05 1.031,73 Mio. 256,29 Mio.
2/05 1.086,30 Mio. 291,56 Mio.
3/05 1.106 Mio. 255 Mio.
4/05 1.329 Mio. 279,3 Mio.
1/06 1.390 Mio. 248,3 Mio.
2/06 1.411 Mio. 249,9 Mio.
3/06 1.449 Mio. 280,9 Mio.
4/06 1.719 Mio. 346,5 Mio.
1/07 1.768 Mio. 377,2 Mio.
2/07 1.834 Mio. 375,8 Mio.
3/07 1.889 Mio. -935,6 Mio. (564 Mio.**)
4/07 2.181 Mio. 531 Mio. (611 Mio.***)
1/08 2.192 Mio. 460 Mio.
2/08 2.195 Mio. 460 Mio.
3/08 2.118 Mio. 492 Mio.

* Vor der Korrektur wegen Belastungen durch die Verurteilung im Patentverfahren
** ohne Berücksichtigung von Abschreibungen und anderen einmaligen Belastungen
*** ohne Berücksichtigung von einmaligen Belastungen
(anw)