Wikia Search öffnet sich

In der von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales gestarteten Suchmaschine sollen die Nutzer bestimmen, wie die Suchergebnisse aussehen.

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Von
  • Torsten Kleinz

Fünf Monate nach dem Start einer Beta-Version öffnet sich die Suchmaschine Wikia Search. In der von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales gestarteten Suchmaschine sollen die Nutzer bestimmen, wie die Suchergebnisse aussehen. Gerade für Wales ist das nicht immer von Vorteil.

Wurde die alternative Suchmaschine am Anfang wegen des mangelhaften Indexes und der unvollständigen Benutzeroberfläche oft gescholten, offenbart sich Wikia Search nun endlich als Mitmach-Suchmaschine. Nach der Eingabe eines Suchbegriffs kann jeder Nutzer die Ergebnisse auf der AJAX-Oberfläche verschieben. Neben jedem Treffer tauchen Menüpunkte auf, mit denen die Nutzer die einzelnen Links bewerten und kommentieren können. Auch die Beschreibung der Links kann man verändern. Wer bessere Ergebnisse kennt, kann sie einfach hinzufügen. Führt ein Ergebnis in die völlig falsche Richtung, können die User den Link auch löschen – er erscheint dann nur noch als durchgestrichener Verweis auf der Seite. Die Oberfläche ist sehr flexibel. So präsentiert Jimmy Wales in einem Video, wie man das Suchfeld externer Angebote direkt in die Wikia-Ergebnisliste integrieren kann.

Wikia Search setzt gleich mehrfach auf die Beteiligung Freiwilliger. Um den Index zu füllen, hatte die Firma Wikia den OpenSource-Webcrawler Grub gekauft, der sowohl auf den Rechnern freiwilliger Helfer als auch auf einer Serverfarm des Internet System Consortium läuft. Trotz der gemeinsamen Anstrengungen sind bisher nur ca. 30 Millionen Seiten in den Index aufgenommen worden, die Suchergebnisse sind deshalb wesentlich unvollständiger als bei der Konkurrenz. Aus diesem Grund wurde in die Wikia-Seite auch Links zu den Suchergebnissen von Google und Yahoo eingefügt.

Dass die Nutzerbeteiligung nicht unbedingt zu unumstritten besseren Ergebnissen führt, muss Jimmy Wales selbst feststellen. Gerade um die Suchergebnisse zum Wikia-Gründer bahnt sich eine Schlammschlacht an. So tauchen hier besonders kritische Links zu Wales an erster Stelle auf. Immerhin wurde der Wikipedia-Artikel zur Syphilis aus den Suchergebnissen gelöscht – ein durchgestrichener Eintrag bleibt dennoch bestehen. Besonders aktiv in dieser Hinsicht ist Wales' Gegner Gregory Kohs, der einst von Wales aus der Wikipedia verbannt wurde und nun für einen Sitz im Vorstand der Wikimedia Foundation kandidiert.

Wikia ist nicht das einzige Unternehmen, das sich um eine userbestimmte Suchmaschine bemüht. Der größte Konkurrent ist Mahalo, der hauptsächlich auf bezahlte Kräfte setzt, die die wertvollsten Links zu bestimmten Themen zusammentragen. Kurz vor dem Start der neuen Version von Wikia Search hat sich auch Mahalo etwas weiter geöffnet und erlaubt nun allen Usern, Kurzartikel zu Suchbegriffen zu editieren – die eingereichten Beiträge werden allerdings vor Veröffentlichung kontrolliert.

Auch etablierte Suchmaschinen-Anbieter machen sich Gedanken, wie sie ihre klassischen Suchergebnisse anreichern können. So hat Yahoo das Projekt Search Monkey gestartet, mit dem die Suchergebnisse mit externen Quellen angereichert werden können. Die Suchergebnisse selbst bleiben hiervon jedoch unberührt. (Torsten Kleinz) / (jk)