Geht nicht gab's nicht

Der Schweizer Fritz Egli ist einer der prominentesten Motorradtuner auf diesem Planeten und will nun mit 77 in Rente gehen. Falls er einen Käufer für seinen Betrieb findet. Sonst muss er wohl weitermachen, bis er 100 ist

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Geht nicht gab's nicht
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Von
  • Ingo Gach
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Köln, 24. März 2014 – Wenn es einen Namen gibt, dessen Erwähnung allein schon ausreicht, jedem Motorradfahrer einen ehrfürchtigen Ausdruck ins Gesicht zu zaubern, dann ist es wohl der des Tuners Fritz W. Egli. Obwohl die goldenen Zeiten des schweizer Motorradenthusiasten seit einem Vierteljahrhundert vorbei sind, hallt sein Ruf als Erschaffer von Über-Maschinen bis heute nach.

Egli gründete 1965 seine kleine Werkstatt in Oberwil bei Basel. Ihn ärgerte das wackelige Fahrwerk seiner britischen Vincent und er konstruierte für sie einen soliden Rahmen mit einem rund 100 mm dicken Zentralrohr. Endlich brachte sie die Leistung auch sicher auf die Straße und Egli wurde 1968 auf seiner Vincent Black Shadow mit selbstgefertigtem Rahmen Schweizer Meister im Bergrennen. Dass Rundstreckenrennen in der Schweiz gesetzlich verboten sind, ist ein Fakt, über den Egli – vorsichtig ausgedrückt – nie begeistert war. Der vernickelte Zentralrohrrahmen sollte fürderhin sein Markenzeichen werden. Durch die Rennerfolge kamen bald viele Kunden, die auch so einen Rahmen haben wollten. In den 1970er Jahren baute Egli vor allem für PS-starke Vierzylinder aus Japan, wie die Honda CB 750 Four, Zentralrohrrahmen und steigerte mit schweizer Präzision deren Motorleistung.

Geht nicht gab's nicht (13 Bilder)

Eine typische Egli: Vierzylinder aus Japan (in diesem Fall von Suzuki), knallrot lackiert, Vollverkleidung, Solo-Höcker und natürlich solidem Zentralrohrrahmen.

Bald galten die Eglis als die schnellsten und qualitativ besten Tuning-Motorräder der Welt. In Zeiten, als die Fahrwerke der Kraft der Motoren oft nicht gewachsen waren und bei hohen Geschwindigkeiten zu pendeln begannen, waren die Auftragsbücher von Egli gut gefüllt. Bis zu 200 Motorräder verließen pro Jahr die Werkstatt, die inzwischen nach Betwil bei Zürich umgezogen war. Die Wünsche der Kunden wurden von dem meist ernst blickenden Fritz Walter Egli akribisch aufgenommen und erfüllt, egal um welche Motorradmarke es sich handelte. Sein Motto lautete: Geht nicht, gibt's nicht! Ob aufgebohrte Zylinder oder Turbolader und Lachgaseinspritzung – wenn es der Leistungsfindung diente, machte Egli alles möglich. Vom Royal Enfield-Einzylinder – eine Marke, die Egli heute noch in die Schweiz importiert – bis zum Honda Sechszylinder hat er so ziemlich alles auf Höchstleistung gebracht, sogar BMW und Harley-Davidson.

Egli war und ist Perfektionist und mit einem brillanten, analytischem Verstand gesegnet. Schon seine Lehre als Feinmechaniker schloss er als Bester der gesamten Schweiz ab. Er entwickelte und testete mit der Geduld und Präzision eines schweizer Uhrwerks. Auf den Rennstrecken ernteten die Eglis massenhaft Pokale und Titel. Seine Maschinen waren bevorzugt knallrot und meist mit voluminösen Verkleidungen und Höckern versehen. Wenn sie auftauchten, machte der restliche Verkehr freiwillig Platz. Schon 1979 brachte es seine MRD1 auf Basis einer Kawasaki Z 900 dank Turbolader auf damals unfassbare 180 PS und 297 km/h Höchstgeschwindigkeit. Außerdem verfügte sie über eine von Egli patentierte Telegabel und Cantilever-Schwinge mit Monoshock.