Orakelei um DRAM-Marktentwicklung

Während manche Beobachter in den Quartalszahlen von Hynix und Samsung einen Silberstreif am Horizont des Speicherchip-Marktes erkennen, sehen andere weiter schwarz.

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Beginnt die nächste Runde im Schweinezyklus der Speicherchip-Branche? Die diversen Orakel sind sich derzeit uneins: Die südkoreanischen Firmen Hynix und Samsung, die zusammen fast die Hälfte aller DRAM-Chips für den Hauptspeicher von PC, Notebooks, Servern, Druckern und ähnlichen Geräten liefern, haben beide in ihren Geschäftsberichten für das 1. Quartal 2009 geringere Verluste in ihren Speicherchipsparten ausgewiesen. Nach einer langen Reihe von Quartalen mit kontinuierlich wachsenden Verlusten werten das einige Beobacher als positives Zeichen. Hinzu kommt, dass laut der taiwanischen Online-Speicherchipbörse DRAMeXchange.com die Preise für 1-GBit-DDR2-SDRAMs in den letzten Wochen deutlich gestiegen sind: Mit zurzeit 1,21 US-Dollar für ein DDR2-667-Bauelement dieser Kapazität liegt der Spotmarkt-Preis um 61 Prozent höher als im März.

Eine Wafer-Säge in der Speicherchip-Produktion von Micron

(Bild: Micron)

Die Speicherchip-Hersteller warnen allerdings, es gebe keine klaren Anzeichen für ein deutliches Nachfagewachstum. Das bestätigt auch ein Vergleich der recht volatilen DRAM-Preisentwicklung am Spotmarkt, auf dem kurzfristige Geschäfte laufen, mit den bloß allmählich wachsenden Vertragskundenpreisen: Sie liegen mit 94 US-Cent (für ein DDR2-800-SDRAM) um nur 7 Prozent höher als Anfang März. Das kann man so interpretieren, als ob die Chiphersteller gerade noch so viel produzieren, um ihre längerfristigen Lieferverträge erfüllen zu können, sodass eben für den Spotmarkt wenig Ware übrig bleibt.

Nam Hyung Kim, Marktbeobacher bei der Firma iSuppli, warnt vor Euphorie: Selbst wenn sämtliche taiwanischen DRAM-Hersteller, die zusammen etwa 25 Prozent aller DRAM-Speicherbits fertigen, ihre Werke stilllegen würden, gäbe es angesichts der zurzeit schwachen Nachfrage noch immer Überkapazität. Das taiwanische Wirtschaftsministerium arbeitet zurzeit an einem Rettungsplan, der die heimischen DRAM-Fertiger über Wasser halten soll. Qimonda, ehemals fünftgrößter DRAM-Hersteller mit rund 10 Prozent (Umsatz-)Marktanteil, hat die Produktion bekanntlich bereits gestoppt.

Immerhin scheint man mit einiger Sicherheit sagen zu können, dass der in Abschwungphasen der DRAM-Branche übliche Kampf um höhere Marktanteile vorbei ist: Mittlerweile sind selbst die tiefsten Taschen so leer, dass sich eine spekulative Überproduktion nicht mehr finanzieren lässt. Investitionen in neue Anlagen wurden drastisch beschnitten. Ob den Käufern nun explodierende DRAM-Preise drohen, wenn der PC-Absatz wieder deutlich wächst, lässt sich indes nur schwer vorhersagen – angesichts der zurzeit diagnostizierten Fertigungsüberkapazität scheint das eher unwahrscheinlich. (ciw)