Was bewegt uns nach dem Öl?

Die Krise der Automobilwirtschaft bringt auf die Tagesordnung, was lange schon Gewissheit ist: Der Abschied vom Öl rückt näher. Mit den Folgen beschäftigt sich das neue Telepolis-Buch "Mobilität im regenerativen Zeitalter".

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Mobilität. Kein Begriff verkörpert so gut wie dieser Wünsche, Hoffnungen, aber auch zunehmend Anforderungen, die unsere motorisierte Gesellschaft und ihre beschleunigten Wirtschaftszyklen an jeden Einzelnen stellen. Mobilität bewegt heute Menschen und Güter in einem nie gekannten Ausmaß. In vielen Ländern hat sich ein modernes Nomadentum entwickelt, das der Arbeit folgt und soziale und regionale Bindungen nur durch ein noch mehr an Mobilität aufrechterhalten kann.

Bild: M. Brake

Fast ist Bewegung zum Selbstzweck geworden. Aus Mobilität als Chance und Befreiung ist so oft ein Zwang zum Mobil-sein-Müssen entstanden. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen, Transportlawinen auf den Fernstraßen und Zumutungen wie tägliche weite Pendelfahrten zur Arbeit sind die Kehrseiten einer unreflektierten zunehmenden Mobilisierung, für die der Mensch örtlich ungebunden verfügbar sein muss, einfach weil es technisch möglich ist.

Doch die Krise der Automobilwirtschaft bringt auf die Tagesordnung, was lange schon Gewissheit ist: Der Abschied vom Öl rückt näher und mit ihm auch die Notwendigkeit, unsere bisherige Form von Mobilität weiterzuentwickeln, sie fit für die Zukunft zu machen. Welche Energie wird uns dann bewegen? Ist eine Mobilität denkbar, die mit den Ressourcen langfristig schonend umgeht und sie nutzt, anstatt sie zu verbrauchen? Damit beschäftigt sich das neue Telepolis-Buch von Matthias Brake: Mobilität im regenerativen Zeitalter. Was bewegt uns nach dem Öl?

Dass es sich dabei sicher nicht um ein bloßes Zurück handeln wird, zeigt der mittlerweile hohe Stand der regenerativen Energiegewinnung und –nutzung. Die Dynamik der Neuentwicklungen zur Gewinnung, Speicherung, Vernetzung und Nutzbarmachung regenerativer Energie lässt erkennen, dass zurzeit die Basis für eine neue Ära gelegt wird. Das kommende Ende der fossilen Energieträger bietet so nicht nur die Notwendigkeit, unsere Mobilität zu überdenken, sondern ist vor allem die Chance zum Einstieg in das regenerative Zeitalter.

Bild: M. Brake

Sicher wird es auch in 50 bis 100 Jahren noch Erdöl geben, jedoch wird es dann ein zu wertvolles Gut sein um, wie bisher, einfach verbrannt zu werden. Tragfähige Konzepte müssen schon lange vorher Alltag geworden sein. Welche Energieträger werden zur Verfügung stehen? Ist das Elektromobil wirklich das alleinige Heilmittel in der Krise? Oder doch eher Busse, Bahnen und das Fahrrad? Welches Potential steckt noch in den Verbrennungsmotoren? Wie viel Mobilität wollen wir? Und vor allem welche?

Bild. M. Brake

Das Buch ("Matthias Brake: Mobilität im regenerativen Zeitalter. Was bewegt uns nach dem Öl?", 180 Seiten, 16 Euro) spürt dem bereits einsetzenden Wandel nach und untersucht seine Auswirkungen auf unsere Mobilität in der nahen Zukunft. Neue technische Ansätze werden selbstverständlich auch gesellschaftliche Auswirkungen haben. Stoffströme, Logistik, Arbeitszeitmodelle und Kooperationsformen werden sich ebenso weiterentwickeln wie unsere persönliche Wahrnehmung und Nutzung des Raumes bis hin zur Konzeption eines zukünftigen Städtebaus mit der Rückgewinnung eines Mehr an Lebensqualität. (fr)