Telekom will mit Datenschutzbericht Vertrauen zurückgewinnen [Update]

Mit einem öffentlichen Datenschutzbericht will die Telekom unter anderem Auskunft geben über die Maßnahmen, die im vergangenen Jahr zur Verbesserung des Datenschutzes getroffen wurden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach zahlreichen Datenschutz- und Spitzelskandalen will die Deutsche Telekom mit einem Bündel von Maßnahmen das Vertrauen ihrer Kunden zurückgewinnen. Das geht aus dem ersten Datenschutzbericht des Konzerns hervor, der am heutigen Dienstag veröffentlicht wurde. Zwar hatte der Datenschutzbeauftragte des Konzerns nach Angaben der Telekom auch bislang schon einen jährlichen Bericht erstellt, der wurde allerdings als internes Dokument behandelt. "Die Vorlage des Datenschutzberichts ist ein weiterer Schritt zur Einlösung unseres Versprechens, für mehr Transparenz zu sorgen", betonte nun der im Telekom-Vorstand unter anderem für Datenschutz zuständige Manfred Balz.

Die Telekom-Datenschützer fassen die Vorfälle im vergangenen Jahr unter drei Bereichen zusammen: "Datenmissbrauch im Zusammenhang mit der Bespitzelung des Aufsichtsrats und von Medienvertretern", "Diebstahl von Daten aus Datenbanken des Konzerns durch Mitarbeiter oder externe Dienstleister" sowie "nicht autorisierter Zugriff auf Datenbestände der Deutschen Telekom". Eine vollständige Übersicht über die nach Ansicht der Telekom datenschutzrechtlich relevanten Vorgänge sowie die Gegenmaßnahmen will der Konzern auf einer eigenen Datenschutz-Seite liefern.

Auskunft geben soll der Bericht aber vor allem über die Maßnahmen, die im vergangenen Jahr zur Verbesserung des Datenschutzes getroffen wurden. Als Reaktion auf den Diebstahl von Kundendanten aus den Datenbanken des Konzerns seien etwa die Speicherfunktionen von Arbeitsplatzrechnern weiter eingeschränkt worden, um die Mitnahme von Daten zu unterbinden. Zudem schlagen "die Systeme bei Massendatenabfragen jetzt schneller Alarm, und die Zugriffe auf Datenbanken werden stärker dokumentiert", heißt es bei der Telekom.

Zu den ergriffenen Maßnahmen zählt die Telekom auch die Einrichtung eines unabhängigen Datenschutzbeirats und die Zertifizierung ihrer Kundensysteme durch den TÜV. Der Datenschutzbeirat soll den Telekom-Vorstand bei datenschutzrelevanten Themen beraten. Die Zertifizierung durch den TÜV umfasse drei Portale, die von Vertriebspartnern, den Telekom-Shops und von Call-Centern verwendet würden.

[Update];
"In einem Unternehmen wie der Deutschen Telekom, das täglich mit großen Mengen personenbezogener Daten umgeht, ist der Schutz dieser Daten eine eminent wichtige Aufgabe", sagte Balz gegenüber dpa. Und der Konzerndatenschutzbeauftragte Claus Ulmer kündigte an, die bereits angestoßenen Sicherheitsmaßnahmen würden auch 2009 ohne Einschränkun weitergeführt. Die "Kontrolldichte" und die Standards für Produkte der Telekom sollten außerdem erhöht werden. Bereits im ersten Halbjahr 2009 soll der TÜV die Verarbeitung von Festnetzverbindungsdaten zertifizieren. Externe Unternehmen wurden bereits damit beauftragt, in Form von Angriffen die Systeme außerdem systematisch auf Schwachstellen zu überprüfen.

"Die Maßnahmen zeigen, dass das Unternehmen viel sensibler für das Thema geworden ist. Es gibt eine Menge Initiativen, die auf den Schutz von personenbezogenen Daten zielen", sagte ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder laut dpa, der dem Datenschutzbeirat vorsitzt. "Es gibt aber noch eine Menge Arbeit zu tun", sagte Schröder, der außerdem stellvertretender Aufsichtsratsvorsitz ist. So müsse die begonnene Standardisierung des Datenschutzes noch tiefer greifen.

Auch die Kunden der Telekom ließen die Vorgänge nicht unbeeindruckt, wie aus dem Bericht hervorgeht. Die Zahl der Kundenanfragen hat sich demnach 2008 im Vergleich zum Vorjahr von 600 auf 1400 mehr als verdoppelt. Die Anfragen von Aufsichtsbehörden seien ebenfalls gestiegen. Gleichzeitig stockte die Telekom einem Sprecher zufolge das Budget für Datenschutz und Unternehmenskultur um zehn Millionen auf 27 Millionen Euro auf. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs in dem Bereich um 70 auf rund 560. (jk)