Kostenfallen im Internet: Schutz von Kindern gefordert

Im Fahrwasser der EU-Kommission macht sich auch der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty dafür stark, Kinder wirksamer vor Kostenfallen in mutmaßlich kostenlosen Apps zu schützen.

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Von
  • dpa

Früher mussten Eltern nur die "Quengelware" vor Supermarktkassen umschiffen. Heute sind die Herausforderungen größer: Hinter vermeintlichen Gratis-Apps für die Kleinen lauern ungeahnte Abzockfallen. Und die will Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) schließen. Er werde auf eine bundesgesetzliche Verpflichtung dringen, wenn die Hersteller nicht freiwillig für völlige Kostentransparenz beim Herunterladen von Apps sorgen, kündigte Kutschaty gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Düsseldorf an.

"Das Spiel beginnt ganz harmlos", schilderte Kutschaty. "Die Kinder erhalten zum Beispiel die Aufgabe, die Tiere in einem virtuellen Zoo zu pflegen." Doch nach ein paar Spielrunden gehe ohne teure Zusatzkäufe praktisch nichts mehr. "Da werden Kinder aufgefordert, die liebgewonnenen virtuellen Tiere vor dem Hungertod zu retten. Tatsächlich kostet das dann viel Geld."

Kinder und Jugendliche stellten nach Branchenangaben mit über einer Million Kunden hinter jungen Erwachsenen die zweitgrößte Käufergruppe von Apps in Deutschland dar, berichtete Kutschaty. Insgesamt seien nach Zahlen von Verbraucherschützern sowie des Branchenverbandes Bitkom allein im vergangenen Jahr mit Zusatzmodulen über 240 Millionen Euro bundesweit umgesetzt worden.

"Wer eine gute App entwickelt, soll damit auch gutes Geld verdienen können", betonte Kutschaty. "Doch ich erwarte gerade von Apps, die sich gezielt an Kinder wenden, dass sie vor dem Download ganz klar auf Folgekosten hinweisen." Derzeit würden Kinder und Eltern gezielt mit dem Hinweis "Gratis" in die Irre geführt.

Während die Hersteller ständig an der Verfeinerung ihres Geschäftsmodells des Free-to-Play (F2P) feilen, um den Kunden teure Extras zu verkaufen, ohne sie durch zu forsche Forderungen zu verschrecken, hat die EU-Kommission dem App-Missbrauch und mobile Kostenfallen den Kampf angesagt. Der für den Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar, Neven Mimica, sorgt sich in diesem Zusammenhang auch um den Datenschutz – von konkreten gesetzgeberischen Schritten will er derzeit aber noch absehen. Mimica baut stattdessen auf den Schulterschluss mit nationalen Kontroll- und Verbraucherschutzbehörden, die den Dialog mit den Industrievertretern suchen sollen. (map)