Kommentar: Mehr Energiesparen statt Ökostrom-Fixierung

Es wird zu viel über die ökologische Stromerzeugung gesprochen und zu wenig über das Energiesparen, schreibt Technology Review in einem Meinungsbeitrag.

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Ein Kommentar von Gregor Honsel

Gregor Honsel ist seit 2006 TR-Redakteur. Er glaubt, dass viele komplexe Probleme einfache, leichtverständliche, aber falsche Lösungen haben.

Wenn man den Klimawandel stoppen will, muss man im eigenen Haus anfangen – in der Debatte um die Energiewende kommt das Energiesparen viel zu kurz, schreibt Technology Review (aktuelle Ausgabe 05/2014 online zu bestellen) in seiner Online-Ausgabe in einem aktuellen Meinungsbeitrag. "Es läuft in der Energiepolitik etwas ganz fundamental falsch: Sie ignoriert das effizienteste, wirtschaftlichste und nachhaltigste Instrument überhaupt", schreibt Redakteur Gregor Honsel.

Studien, die vorrechnen, welche großen Früchte man auf diesem Feld ernten kann, seien zuhauf vorhanden. "Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe etwa meint, bis 2030 ließen sich EU-weit ohne zusätzliche Kosten mehr als 40 Prozent der Endenergie sparen. Das würde Haushalte und Industrie um 240 Milliarden Euro entlasten."

Und doch sei die Politik stärker denn je auf die Erzeugung fixiert. "Die Bundesregierung hat es offenbar aufgegeben, auf EU-Ebene für mehr Effizienz zu kämpfen." Das im März 2007 festgelegte EU-Ziel für 2020 habe noch drei Säulen umfasst: Treibhausgasemissionen um 20 Prozent gegenüber 1990 senken, 20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs durch Erneuerbare decken und die Energieeffizienz um 20 Prozent steigern. "Letzteres Ziel droht nun unter die Räder zu kommen. Für den Zeitraum von 2020 bis 2030 will Europa zwar 40 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990 und den Anteil der Erneuerbaren auf 27 Prozent steigern."

Dem Klima könne es egal sein, auf welche Weise Treibhausgase gesenkt werden – ob durch Einsparen oder durch saubere Produktion von Energie. "Doch für Menschen macht das durchaus einen Unterschied: Energiesparen verbraucht keine Rohstoffe, erzeugt keinen Müll, verunstaltet nicht die Landschaft, erhöht nicht die Stromkosten, führt weder zu politischer Abhängigkeit noch zu sozialer Ungerechtigkeit. Zudem kämen Effizienzauflagen einem Konjunkturprogramm für Maschinenbauer gleich."

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(bsc)