Ethernet-Festplatten fürs Rechenzentrum

Die Western-Digital-Tochter HGST stellt ein neues Konzept zur Anbindung von Festplatten in Rechenzentren vor. Ein fertiges Produkt gibt es noch nicht, HGST will zunächst die Reaktionen potenzieller Anwender abwarten.

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Statt einer Anbindung per SATA oder SAS setzt HGST auf Ethernet – nutzt aber derzeit unbelegte Kontakte des SATA-Steckers. Auf den Festplatten arbeitet ein ARM-Prozessor mit zwei Kernen: Einer ist für die Verwaltung der Daten auf dem Speicher zuständig, der andere übernimmt die Kommunikation mit der Außenwelt. Zunächst läuft hier ein Linux-System, dass etwa per ftp oder http ansprechbar ist.

Der SATA-Anschluss ist passé – zumindest im Rechenzentrum. Geht es nach HGST, sprechen die Platten dort in Zukunft IP.

Diese Firmware kommt jedoch nicht nur von HGST: Partner sollen nach dem Prinzip des Software-defined Storage (SDS) verschiedene Dienste anbieten. Intel etwa ist mit Virtualisierungsfunktionen dabei, Red Hat mit Clustering. Als Anwendungsbeispiel für die Virtualisierung nennt HGST einen Hosting-Anbieter: Dieser könne auf einer einzigen Platte etwa acht Webserver unterschiedlicher Kunden laufen lassen. Er bräuchte dazu aber keinen Server mehr, da die Leistung des ARM-Prozessors für diese Aufgaben ausreiche. Mittels Clustering sollen mehrere Festplatten als Datenverbund in einem Rechenzentrum einsetzbar sein – Grenzen nach oben setzen dabei laut HGST lediglich die verwendeten Switches. Pro Petabyte Speicherplatz müssten diese rund 40 GBit/s übertragen können. Auch könnten die Festplatten selbstständig ein Backup ihrer Daten auf andere Festplatten im Verbund speichern, ohne das dazu ein steuernder Server notwendig sei.

Mittels geeigneter Firmware sollen die Festplatten auch Object Storage verstehen. Seagate hatte im vergangenen Herbst ebenfalls Festplatten mit Ethernet-Anschluss vorgestellt, die Objekte mittels der hauseigenen Kinetic-Software speichern. HGST hält den eigenen Ansatz jedoch für flexibler. Die grundsätzliche Idee erinnert ein wenig an HyperSCSI.

HGST will mit den Ethernet-Laufwerken einen offenen Standard initiieren, bei dem auch andere Hersteller ähnliche Hardware anbieten könnten. Derzeit sei jedoch noch keine der Standardisierungsorganisationen mit im Boot, so ein HGST-Sprecher gegenüber heise online. Dermaßen ausgestattete Festplatten sieht HGST als zukünftigen Grundbaustein für Rechenzentren. Die Größe der Festplatten spielt für die Technik keine Rolle, so der Sprecher weiter. Auch könnten SSDs zum Einsatz kommen.

Ein passendes Produkt hat HGST noch nicht im Angebot, das Unternehmen bezeichnet das Konzept als eine reine Technologie-Ankündigung. Eine erste Demonstration plant HGST auf dem Openstack Summit, einer Konferenz, die sich mit der gleichnamigen Open-Source-Software beschäftigt. Sie findet vom 12. bis 16. Mai in Atlanta statt. (ll)