Open Source Tesla
"All our patents are belong to you", schrieb Elon Musk. Patente seien Hemmer des Fortschritts und Tesla könne nicht genügend Autos bauen, um der Klimakrise gerecht zu werden. Also weg damit
Palo Alto, 12. Juni 2014 – Der kalifornische Hersteller batterieelektrischer Autos Tesla will in Zukunft keinen Patentüberschneidungen mehr nachgehen, sondern sie als freie Technik behandeln. „All our patents are belong to you“, überschrieb CEO Elon Musk seinen gestrigen Post im Tesla-Weblog in Referenz zum alten Nerd-Mem. Musk weiter: „Gestern gab es noch die Tesla-Patentwand in der Lobby unseres Geschäftsitzes in Palo Alto. Jetzt nicht mehr. Die Patente wurden dort entfernt, im Geiste der Open-Source-Bewegung, für den technischen Fortschritt bei elektrischen Fahrzeugen. Tesla wurde geschaffen, um den Aufstieg nachhaltiger Beförderung zu beschleunigen. Wenn wir erst einen Pfad schlagen zur Konstruktion fesselnder Elektrofahrzeuge, aber dann intellektuelle Landminen hinter uns legen, um Andere zu behindern, dann verhalten wir uns entgegen diesem Ziel. Deshalb wird Tesla keine Patentklagen gegen irgendjemand anstrengen, der nach Treu und Glauben unsere Technologie benutzen will.“
Elon Musk begründet seine Entscheidung weiter mit seiner Erfahrung bis jetzt. Patente dieser Tage seien oft nur noch Fortschrittsbremsen, die den rechtlichen Grabenkämpfen der großen Konzerne und ihrer Anwälte zugute kommen statt den Erfindern. Die Patente zu Tesla seien aus Angst zustande gekommen, die großen Autohersteller könnten Teslas Erfindungen kopieren und mit eigenen Produkten Tesla überwältigen. Doch das passierte nicht.
Open Source Tesla (3 Bilder)

"All our patents are belong to you." Elon Musk traf gestern die Entscheidung, dass Patente nur behindern. Weg damit.
Die traurige Realität
Musk: „Die traurige Realität ist das Gegenteil: Programme für elektrische oder generell alternativ angetriebene Fahrzeuge sind bei den großen Herstellern klein bis nicht existent; sie machen im Durchschnitt deutlich weniger als ein Prozent ihrer Verkäufe aus.“ Elon Musk sieht daher den Umbruch im Straßenverkehr gefährdet: „Es ist unmöglich für Tesla, genug Elektroautos zu bauen, um der Klimakrise gerecht zu werden. Unsere wahre Konkurrenz ist nicht das Rinnsal der Nicht-Tesla-Elektroautos, sondern vielmehr die riesige Flut benzingetriebener Autos. Wir glauben, dass Tesla, andere Hersteller von Elektroautos und die Welt, dass die alle von einer gemeinsamen, sich schnell entwickelnden Technikplattform profitieren würden.“
„Technikführerschaft kommt nicht aus Patenten, von denen die Geschichte mehrfach gezeigt hat, dass sie wenig Schutz bieten gegen einen entschlossenen Konkurrenten, sondern aus der Fähigkeit einer Firma, die weltbesten Ingenieure anzulocken und zu motivieren. Wir glauben, dass die Anwendung der Open-Source-Philosophie auf unsere Patente Teslas Position in dieser Hinsicht nicht schwächen wird, sondern stärken.“
Elon Musk hat die Technik jedoch nicht unter die GPL oder vergleichbare Lizenzen gestellt. Wie seine Ansage in der Praxis zu werten ist, muss sich daher noch zeigen. Experten vermuten, dass Tesla Patente zum Beispiel rein defensiv einsetzen könnte, also um selbst nicht verklagt zu werden. In der Praxis wird sich bei der Elektroautotechnik daher wahrscheinlich kaum etwas ändern. Aber das Ziel von Elon Musk war es sowieso wohl eher, mal wieder eine richtig gute PR-Ansage zu machen. Das hat er ja schon mal geschafft, sonst hätten Sie dies hier nicht gelesen. (cgl)