Crashtests vom Fließband mit schwer nachvollziehbarer Sternen-Vergabe

Fleißige Lieschen

Die Prüforganisation EuroNCAP hat neue Ergebnisse veröffentlicht. Die Probanden der neuesten Testreihe: Citroën C-Elysée, Peugeot 301, Renault Mégane, VW Golf Sportsvan, Ford Tourneo Courier und MG 3

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Von
  • Ronald Partsch

Brüssel (Belgien), 25. Juni 2014 – Die Prüforganisation EuroNCAP hat neue Ergebnisse veröffentlicht. Das „European New Car Assessment Programme“ (in etwa: Europäisches Prüfprogramm für neue Autos) führt dazu unabhängige Crashtests durch. In diesem Monat mit Citroën C-Elysée und dem Zwillingsbruder Peugeot 301 die beide – nicht ganz zufällig – gleichermaßen drei Sterne bekamen. Ebenfalls drei Sterne errang der neue Renault Mégane. In der Kategorie „kleine Multi Purpose Vehicles“ (MPV), wurde der VW Golf Sportsvan (früher Golf plus) hingegen mit fünf Sternen bewertet, während der Ford Tourneo Courier vier Sterne für sich verbuchen konnte. Der flotte Brite MG 3 errang drei Sterne.

Je fleißiger das EuroNCAP-Institut prüft, desto kritischer muss man offenbar dessen Arbeit hinterfragen. So liegen Ford Tourneo Courier und VW Golf Sportsvan beim Insassenschutz für Erwachsene (Ford: 84 Prozent / VW: 87 Prozent) sowie beim passiven Schutz von Kindern (Ford: 84 Prozent / VW: 85 Prozent) in etwa gleichauf. Beim Fußgängerschutz schneidet der Ford sogar besser ab (Ford: 74 Prozent / VW: 62 Prozent). Doch die beim Golf Sportsvan mögliche aber aufpreispflichtige Ausstattung mit automatischem Bremsen und Kollisionswarner veranlasst EuroNCAP beim Prüfpunkt Sicherheits-Assistenzsysteme VW mit 73 Prozent, Ford aber nur mit 56 Prozent zu bewerten. So führt eine nicht vorhandene Sonderausstattung zur Abwertung auf vier Sterne.

Abwertung mangels mehrsprachiger Gurtbeschriftung

Der neue Renault Mégane liegt beim Insassenschutz für Erwachsene ebenfalls auf Golf Sportsvan-Niveau (Renault: 83 Prozent / VW: 87 Prozent). Er wird beim passiven Schutz für Kinder aber abgewertet, weil der Schalter zum Deaktivieren des Beifahrer-Airbags nicht unmissverständlich genug beschriftet sei (Renault: 78 Prozent / VW: 85 Prozent). Ob die EuroNCAP-Prüfer vielleicht kein französisch können? Da der Renault nicht über das Feature automatisches Bremsen verfügt und die hinteren Sicherheitsgurte nicht in allen Sprachen beschriftet sind, wird der Mégane auch in der Kategorie Sicherheits-Assistenzsysteme mit 48 Prozent abgeschmettert, während der Golf Sportsvan da – wie oben schon erwähnt – 73 Prozent ergattern konnte.

Angesichts solcher Bewertungskriterien sollte man als kritischer Verbraucher nicht mehr allein die zwar werbewirksame, aber wenig aussagekräftige Zahl der Sterne zur Bewertung heranziehen, sondern sollte die Ergebnisse bei EuroNCAP im Detail nachlesen. Denn erst aufgrund der genauen Aufschlüsselung kann man ermessen, ob die ins Auge gefasste Ausstattungsvariante tatsächlich sicherer sein kann als das Konkurrenzprodukt. Oder wie wichtig einem eine mehrsprachige Gurtbeschriftung im täglichen Gebrauch denn nun wirklich ist. Im Ernst: haben Sie die schon ein einziges mal in Ihrem Leben gelesen, bevor Sie den Gurt angelegt haben? (rp)