Das schnellste Dieselmodell der /8-Baureihe 240 D 3.0, wird 40 Jahre alt

Endlich ein bisschen Leistung

Der 240 D 3.0 ist der erste Serien-Pkw mit einem Fünfzylinder-Dieselmotor. Der 80 PS leistende 3,0-Liter macht die landläufig „Strich-Acht“ genannten Modelle der Baureihe W115 zu den schnellsten Diesel-Pkw der Welt

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Von
  • Ronald Partsch
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Stuttgart, 26. Juni 2014 – Der 240 D 3.0 ist vor 40 Jahren der erste Serien-Pkw mit einem Fünfzylinder-Dieselmotor. Der 80 PS leistende 3,0-Liter-Selbstzünder macht die landläufig „Strich-Acht“ genannten Modelle der Baureihe W115 zu den schnellsten Diesel-Pkw der Welt.

Fünfzylinder-Dieselmotoren sind vor 40 Jahren nicht grundsätzlich neu, in Lastwagen und als Stationäraggregate haben sie sich bereits bestens bewährt. Doch mit dem Einsatz in einem Pkw übernimmt Mercedes-Benz eine Vorreiterrolle. Der neue Motor beschleunigt den 240 D 3.0 in 19,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 148 km/h (Automatik: 20,8 Sekunden, 143 km/h). Damit steht der 240 D 3.0 zum Zeitpunkt seiner Vorstellung an der Spitze der Diesel-Pkw. Überragend sparsam ist er mit 10,8 L/100 km im früheren Drittelmix jedoch nicht.

Die Franzosen nerven

Mit der Entwicklung des Motors OM617 (OM = Öl-Motor) reagiert Mercedes-Benz auf die Nadelstiche der französischen Konkurrenz. Peugeot-Dieselmotoren haben in dieser Zeit trotz kleineren Hubraums stets mehr Leistung zu bieten. Im Peugeot 504 arbeitet der XD90-Saugdieselmotor mit 2,11 Liter Hubraum, der 65 PS leistet und später vom XD2 mit 2,3 Litern Hubraum ergänzt wird, der 70 PS abgibt. Keiner der damaligen Mercedes-Vorkammer-Motoren kann ihnen das Wasser reichen. Hinderlich ist außerdem die Philosophie des Entwicklungschefs: Für ihn sollte ein Dieselmotor vor allem Anderen leise sein und so hoch drehen wie ein Benziner. Nach Drehmoment wird nicht weiter geforscht.

Entsprechend lesen sich die Leistungsdaten der Mercedes Vierzylinder-Öl-Motoren. Der 200 D leistete 55 PS, der 220 D 60 PS und der 240 D gab 65 PS ab. Wie sollte man noch ein paar PS und noch einige Nm Drehmoment herauskitzeln, ohne gleich in einen teuren und schweren Sechszylinder investieren zu müssen? Fünf Zylinder erscheinen da als der optimale Kompromiss.

Ferdinand Piëch mit an Bord

Die Ingenieure entwickeln den Reihenfünfzylinder OM617 für den Einsatz im Serien-Pkw auf Basis des 240 D, dem 2,4-Liter-Vierzylinder mit der Bezeichnung OM616. Seine bewährten Eigenschaften wie etwa der Antrieb der Nockenwelle mit einer stabilen Steuerkette werden beibehalten. Der Fünfzylinder erhält allerdings eine neue Bosch-Einspritzpumpe, die durch Ölkanäle an den Ölkreislauf des Motors angeschlossen und deshalb wartungsfrei ist. Nur wenige wissen, dass Ferdinand Piëch, der Enkel von Ferdinand Porsche und spätere Volkswagen-Vorstandsvorsitzende an der Entwicklung des OM617 maßgeblich beteiligt war. Er betreibt zu dieser Zeit ein Ingenieurbüro in Stuttgart, das für Mercedes kleinere Projekte übernimmt. Später bringt er dieses Wissen auch bei Audi ein. Dort gibt es dann ebenfalls Fünfzylindermotoren.