Kommentar: Bye-bye iPhoto, es war schön mit Dir

Nicht nur Aperture stampft Apple laut übereinstimmenden Medienberichten ein, sondern auch seine jahrelang gepflegte, traditionsreiche Fotobibliothek für Otto Normaluser. Ob iPhoto durch die neue App Photos wirklich adäquat ersetzt werden kann?

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Ein Kommentar von Ben Schwan

Mac & i-Redakteur Ben Schwan schreibt seit 1994 über Technikthemen und richtet sein Augenmerk mittlerweile insbesondere auf Apple-Geräte. Er mag das Design von Mac, iPhone und iPad und glaubt, dass Apple nicht selten die benutzerfreundlicheren Produkte abliefert. Immer perfekt ist die Hard- und Software-Welt aus Cupertino für ihn aber nicht.

So richtig glauben wollte ich es anfangs nicht. Versteckt in der Meldung, dass Apple seine seit längerem kaum noch gepflegte Profi-Fotolösung Aperture demnächst einstellen wird, verbarg sich auch die Information, dass iPhoto das gleiche Schicksal ereilt. Sowohl die beiden Quellen der Aperture-Nachricht, The Loop und TechCrunch, mit denen Apple direkt kommunizierte, als auch das renommierte US-IT-Blog The Verge melden dies.

iPhoto ist für mich persönlich eine Software, die immer mehr war als kalter Code – und ich glaube, so geht es einer ganzen Reihe von Mac-Nutzern. Seitdem Apple vor mittlerweile mehr als zwölf Jahren die erste Version der Foto-App auf den Markt brachte, sammeln viele Menschen ihre persönliche Bilderkollektion in der App. Sie freuten sich regelmäßig, wenn Apple der Software einige neue Funktionen spendierte, sei es nun die Möglichkeit, Bilder nach GPS-Signatur zu sortieren oder die integrierte Gesichtserkennung, die Ordnung in so manche Riesenkollektion gebracht haben dürfte.

Natürlich war iPhoto nicht die beste App aller Zeiten. Sie war nicht immer die schnellste Fotoverwaltung und die gigantische Bibliothek, die sie im Bilderverzeichnis generiert, nervte bei Backups. Die Bildbearbeitungsfunktionen, die iPhoto über die Jahre gewann, waren stets einfach zu bedienen, doch wirkten sie schon mal aufgepfropft. Aber nachdem man einmal gelernt hatte, wie die App beispielsweise mit Originalen und mit bearbeiteten Kopien umgeht, wollte man sie nicht mehr missen.

iPhoto 1 von 2002.

(Bild: Screenshot via Wired )

Seit 2012 gab es dann eine eigene Version von iPhoto für iOS. Ein erstaunlich komplexes Werkzeug, bei dem man dankbar war, dass Apple eine schnell zu erreichende Hilfsfunktion integriert hatte. So richtig warm geworden bin ich selbst mit dieser App nie, auch wenn sie viele Dinge erlaubt, die mit iOS-Bordmitteln nicht funktionierten.

Die Frage, die sich nun allen iPhoto-Fans stellt: Wird Apple mit der neuen Photos-App, die den Job von iPhoto übernehmen soll, wirklich einen adäquaten Ersatz liefern? Laut Cupertino sollen nicht nur iPhoto-Nutzer hierhin wechseln, sondern sogar User von Aperture (wenn sie nicht längst in Richtung Lightroom verschwunden sind).

Photos unter iOS, auf dem der iPhoto-Nachfolger wohl irgendwie basieren wird, macht mir nicht viel Mut. Die App geht soweit in Ordnung für den täglichen Betrieb, doch den Charme von iPhoto hat sie nicht. Allerdings verspricht Apple, für das kommende Mac-Betriebssystem Yosemite eine komplett neue Foto-App zu bauen. Wie die aussieht, weiß man noch nicht, Teil der aktuellen Beta von OS X 10.10 ist sie noch nicht.

iPhoto-Fans sei zum Trost gesagt, dass der Abschied noch etwas dauern wird. Apple spricht derzeit davon, dass Photos für OS X "im nächsten Jahr" erscheinen wird. Vielleicht gibt's bis dahin ja noch das ein oder andere kleinere iPhoto-Update mit Bugfixes. Wäre ja schon mal was. (bsc)