Facebook-Nutzer als Laborratten: Universitäten mischen mit

Die umstrittenen Experimente, die das Social Network durchführt, erfolgen mit Unterstützung bekannter US-Unis. Das ist nicht nur ethisch ein Problem, sagen Kritiker.

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Die unlängst bekanntgewordenen Psycho-Experimente sind nicht das erste Mal, dass Facebook seine Nutzer in Live-Untersuchungen manipuliert. Problematisch ist jedoch, dass inzwischen auch Universitäten dabei mitmachen - und dabei die Grundregeln verletzen könnten, die sie bei staatlich geförderter Forschung einhalten, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Facebook holt für seine Experimente keine Genehmigung ein – wer die Geschäftsbedingungen akzeptiert, hat damit nach Ansicht des Konzerns automatisch seine Zustimmung zu etwaigen Untersuchungen an seinem Nutzerkonto gegeben. "Was bei dieser Studie anders ist, ist die Tatsache, dass die Ergebnisse veröffentlicht wurden, ohne dass die Teilnehmer explizit der Studie zugestimmt hätten", sagt Lorrie Cranor, Informatikerin an der Carnegie Mellon University, die das CyLab-Labor für Usable Privacy and Security leitet.

Das "Data-Science-Team" von Facebook hat dabei einerseits die Optimierung des sozialen Netzwerks im Blick, andererseits auch sozialwissenschaftliche Fragestellungen. 2012 demonstrierte Facebook, wie es Menschen dazu bewegen könnte, Organe zu spenden. Der Konzern platzierte anklickbare Boxen in den Zeitleisten von Nutzern, in den diese angeben konnten, ob sie registrierte Organspender sind. In der Folgezeit nahm die Zahl der Neuregistrierungen stark zu, wobei nicht klar ist, wie sehr auch die Berichterstattung in den Medien dazu beitrug.

Facebook steht mit dieser Form von Social Engineering nicht alleine. "Besorgniserregender daran ist, dass die Praktiken von Facebook jegliche Transparenz vermissen lassen", sagt Zeynep Tufeki, Professor an der University of North Carolina in Chapel Hill. "Was macht Facebook neben diesen täglichen Experimenten sonst noch? Wir haben keine Ahnung."

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(bsc)