Die Erleuchtung: Arbeiten im LAB-Farbraum

Manche Bildbearbeitungstechnik entfaltet ihre Wirkung erst richtig, wenn man sie in einem anderen Farbmodus als dem gewohnten RGB anwendet: LAB bietet eine Menge Potenzial, wenn man die Farben flauer Bilder zum Leuchten bringen möchte.

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Inhaltsverzeichnis

Die Grün-, Gelb- oder Blautöne werden im LAB-Farbmodus durch ganz andere Koordinaten beschrieben als in RGB. Diese Zusammensetzung eröffnet mitunter bestechend einfache Techniken, die Farben, deren Leuchtkraft oder bestimmte Bildfehler zu korrigieren. Und wer sich einmal in der fremden Farbwelt eingelebt hat, möchte die Qualität und Schnelligkeit mancher Korrekturen nicht mehr missen.

Eine Bilddatei beschreibt die Farbe der Pixel normalerweise im für den jeweiligen Zweck geeigneten Farbmodus. Digitalkamera-CCDs beispielsweise bestehen aus rot-, grün- und blauempfindlichen Sensoren und die Aufnahmen betrachtet man in der Regel zunächst am Monitor – ebenfalls ein RGB-Gerät. So ist es nur logisch, dass Digitalkameras ihre Daten in RGB ausgeben. Weiß entsteht hier additiv durch Mischen der Grundfarben Rot, Grün und Blau. Ein weiterer gebräuchlicher Farbmodus ist das in der Druckvorstufe verwendete CMYK, in dem die Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz subtraktiv zusammenspielen. Wer Scanvorlagen oder Fotografien für diese Zwecke aufbereitet, konvertiert sie spätestens am Ende des Workflows in CMYK und simuliert während der Arbeit in RGB per Soft Proof den eingeschränkten Farbraum des Druckers. RGB und CMYK sind nicht identisch, da die Geräte- beziehungsweise Druckfarben nicht optimal sind: RGB gibt das grüne Farbspektrum deutlich besser wieder, während CMYK auch einige außerhalb des RGB-Farbspektrums (Gamut) liegende Gelb- und Orangebereiche zustande bringt.

LAB hingegen dürfte vielen Anwendern eher theoretisch und unnahbar erscheinen. Es ist mit keinem Ein- oder Ausgabegerät direkt verbandelt, sondern leistet unter der Haube zahlreicher Anwendungen und Formate seinen Dienst. LAB wurde als geräteunabhängiges Farbmodell entwickelt, um außer den wahrnehmbaren auch alle theoretisch möglichen Farben zu beschreiben. Da sein Raum den von RGB und CMYK umfasst, arbeiten Farbmanagementsysteme oder professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie etwa Adobe Photoshop intern mit LAB, genauer mit dem im Jahre 1976 von der CIE (International Commission on Lighting) entwickelten CIE-LAB. Ein weiterer Vorteil: Es ist so konzipiert, dass ein bestimmter Abstand zwischen zwei Farbwerten möglichst exakt dem Unterschied entspricht, den der Mensch wahrnimmt. Dies ist bei RGB oder CMYK nicht der Fall.

Während die S-Kurve im Luminanzkanal des LAB-Bildes lediglich den Kontrast verstärkt (Mitte), verändert sie – angewandt auf den RGB-Kompositkanal – auch die Orange- und Rottöne, sodass diese übersättigt wirken (unten), oben das Original.

Um LAB als Arbeitstier einzuspannen, muss man nicht in die Tiefen der mathematischen Definition vordringen. Ein Blick auf die Komponenten und deren wichtigste Eigenschaften genügt. Anders als bei RGB oder CMYK werden Helligkeits- und Farbinformationen strikt voneinander getrennt. Erstere liegen im L-Kanal (Luminanz), während aund b-Kanal die Lage der Farbe auf der Grün-Rot-Achse beziehungsweise der Blau-Gelb-Achse beschreiben. Negative a-Werte tendieren zu Grün, positive zu Rot; im b-Kanal ergeben negative Werte Blau, positive Gelb. Die Skala reicht jeweils von –128 bis +127, die der Luminanz von 0 (schwarz) bis 100 (weiß). Da sichtbare Gelbtöne einen b-Wert von über 100 erreichen können, sichtbares Blau hingegen nur bis –50, nimmt der darstellbare Teil des Farbraums eine unregelmäßige Form an. Weil Helligkeit und Farbe so strikt voneinander getrennt sind, kann man bestimmte Störungen wie etwa das Farbrauschen äußerst effizient bekämpfen, ohne dabei das Bild bis zur Unkenntlichkeit weichzuzeichnen.

Vor allem aber kitzelt LAB mit wenigen Handgriffen aus flaugrauen Bildern brillante, natürlich wirkende Farben heraus: Kontrast und Helligkeit kann man im L-Kanal ausgiebig manipulieren, ohne dass die Farbtöne entgleisen. Denn die Stellschrauben für Leuchtkraft, Sättigung und Tönung findet man ausschließlich in den a- und b-Kanälen. Bei solchen Aufgaben liefern RGB- oder CMYK-Modus weniger berechenbare Ergebnisse, da Kontrast- und Helligkeitskorrekturen die Werte in sämtlichen Farbkanälen und damit auch die resultierenden Farbtöne deutlich ändern können. Und der Sättigungsregler intensiviert zwar die Farben, arbeitet aber ihre subtilen Unterschiede nicht so schön heraus. Wer nun Blut geleckt hat, muss sich zunächst nach einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm umsehen: Hier kommen Photoshop, Corel Photo- Paint und PhotoLine 32 in Frage; eher auf Hobbyfotografen ausgerichtete Software wie PhotoImpact und Paint Shop Pro unterstützen die Arbeit in LAB nicht.