V-Modell XT an Unternehmen anpassen (Teil 1)

Das V-Modell gilt als bĂĽrokratisch und langweilig. In der neuen sportlichen XT-Version soll jedoch alles anders sein.

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Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Marco Kuhrmann
  • Ulrike Hammerschall
  • Thomas TernitĂ©
  • Marc Sihling
  • JĂĽrgen Diercks
Inhaltsverzeichnis

Nur selten vertrauen Projektleiter auf standardisierte Vorgehensmodelle. Zu aufwendig sei deren Anpassung und zu bürokratisch die Vorgaben. Das V-Modell XT soll mit diesen Einschätzungen aufräumen. Ein zweiteiliger Leitfaden zeigt, wie es sich für eigene Projekte justieren lässt.

Unsere Fähigkeit, Systementwicklung erfolgreich durchzuführen, wächst langsamer als der Bedarf hierfür. Viele Projekte scheitern mit viel Getöse, Toll Collect und die Arbeitslosengeld-2-Software sind beileibe keine Einzelfälle. Mit wachsender Projektgröße gestaltet sich die Koordination der Beteiligten, die Abstimmung des Informationsflusses und mithin die Einhaltung der geforderten Qualität als immer schwieriger. Das V-Modell XT bietet ein strukturiertes Rahmenwerk an, mit dessen Hilfe die Anwender signifikante Verbesserungen erzielen können. Als standardisiertes Vorgehensmodell regelt es, wer wann was zu tun hat [1], [2].

Da das V-Modell umfangreiche Projekte ebenso abdecken soll wie kleine Vorhaben, zeigt es sich an manchen Stellen zu allgemein und an anderen bietet es zu viele Optionen. Möchte ein Projektleiter beispielsweise wissen, wie er eine Aufwandsschätzung durchführen soll, findet er klare Vorgaben zum Endergebnis beziehungsweise zahlreiche mögliche Vorgehensweisen (etwa Function Points [3] oder Cocomo [4]). Meist benötigt er diese Vielfalt nicht. Das V-Modell kann seine Aufgabe als Leitfaden besser erfüllen, wenn seine Vorgaben eine konkretere Form bekommen.

Also müssen die Benutzer ein sogenanntes organisationsspezifisches V-Modell erstellen, das beispielsweise die Function-Point-Methode als Schätzverfahren und ein bestimmtes Excel-Formular als Werkzeug vorschreibt. Das derart angepasste Vorgehensmodell legt somit Vorgaben für alle Projekte der Organisation fest. Aus dieser präzisierten Variante entsteht in einem weiteren Anpassungsschritt, dem Tailoring, ein projektspezifisches Modell. Für das Maßschneidern stehen dem Modellierer zwei Open-Source-Werkzeuge zur Verfügung, der Editor und der Projektassistent (siehe Werkzeugkasten).

Beim Tailoring legt der Anwender die Inhalte des Projekts ĂĽber die Wahl von Vorgehensbausteinen fest (Abb. 1).

Das V-Modell definiert das Zusammenspiel aller Ressourcen im Verlauf eines Projekts anhand von Rollen, Aktivitäten und Produkten, die aus Übersichtlichkeitsgründen in Vorgehensbausteinen gruppiert sind, die jeweils einen thematisch zusammengehörigen Teilprozess abdecken (siehe V-Modell-Jargon). Beispielsweise liegt das Produkt Projekthandbuch zusammen mit der Rolle Projektleiter sowie der Aktivität Projekthandbuch fertig stellen im Vorgehensbaustein Projektmanagement (Abbildung 1).