Google sucht besseren Ansatz für Quantencomputer
Der Datenkonzern hat mit dem Physiker John Martinis ein neues Quantenrechner-Labor eröffnet, um eine Alternative zu den Quantenchips von D-Wave-Systems zu entwickeln.
Um einen eigenen Quantenrechner zu konstruieren, hat sich Google mit dem Physiker John Martinis von der University of California in Santa Barbara zusammengetan und in der Nähe der Uni ein Labor eröffnet, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Martinis arbeitet seit mehr als zehn Jahren an Systemen, die Qubits darstellen, die Grundheiten der Quanteninformation. Martinis berät schon seit einiger Zeit die Quantum-A.I.-Gruppe von Google, die bislang mit den D-Wave-Systemen forschte
"Wir möchten die Konstruktion überdenken und Qubits anders als D-Wave Systems erzeugen", sagt Martinis mit Blick auf den aktuellen Branchenführer. Er sei überzeugt, dass mit einem neuen Ansatz die Quantenrechner-Hardware verbessert werden könnte.
Theoretisch können Quantencomputer unvergleichlich schneller rechnen als heutige Computer. Das liegt daran, dass Qubits mehr Information fassen als herkömmliche Bits. Während diese nur die Werte "0" oder "1" annehmen können, sind diese Werte in Qubits in gewisser Weise parallel vorhanden. Denn in quantenmechanischen Systemen sind unterschiedliche Zustände einander so lange überlagert, bis ein Messvorgang das System auf einen konkreten Zustand – bei einer Berechnung: das Ergebnis – festlegt.
Seit D-Wave Systems 2007 sein erstes Gerät vorstellte, hat sich eine Kontroverse um dessen Konstruktion entwickelt. Kritiker bemängeln, die Firma habe keine Belege für die Funktionsweise ihres Qubit-Systems vorgelegt. Das hat Investoren nicht davon abgehalten, 140 Millionen Dollar in die Firma zu stecken. D-Wave Systems konnte bereits einige Quantenrechner verkaufen.
Martinis war Anfang des Jahres Koautor eines Science-Papers, das die D-Wave-Technik am bislang gründlichsten untersucht hat. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass es "keinen Beleg für eine Quanten-Beschleunigung" gibt. Ohne diesen wäre die D-Wave-Maschinen aber nur herkömmliche, wenn auch ungewöhnliche Rechner. Die Firma konterte, die Forscher hätten die Tests mit ungeeigneten Aufgabenstellungen gemacht.
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(bsc)