Spionage-Software gegen Napster-User
Eine neue Software ermöglicht es jedem Surfer, Nutzer von MP3-Tauschbörsen wie Napster auf angeblich illegale Angebote zu überprüfen.
"Welcome to the home of Media Enforcer..." begrüßt eine Web-Seite recht harmlos interessierte Besucher. Dahinter verbirgt sich aber ein Angebot für eine Software, die auf MP3-Tauschbörsen wie Napster nach Angeboten von urheberrechtlich geschütztem Material sucht, das illegal zur Verfügung gestellt wird. Nach Angaben des (anonymen) Programmierers liefert das Programm genügend Informationen (etwa Nickname und IP-Adresse eines Benutzers), um von Dienstanbietern wie Napster eine Sperrung des entsprechenden Accounts verlangen oder den User gar vor Gericht verklagen zu können. Als Kontakt ist auf der Web-Seite nur eine Mail-Adresse beim Freemail-Service Hotmail zu finden.
Der Entwickler meint lapidar, er wünsche eigentlich, die Notwendigkeit für den Media Enforcer existiere gar nicht: "Unglücklicherweise existiert sie doch. Es gab ein explosionsartiges Wachstum von Online-Piraterie aller Art auf verschiedenen Diensten – hauptsächlich, weil diese Dienste den Anwendern das Bewusstsein nehmen, dass sie stehlen, und es ihnen erlauben, unverantwortlich zu handeln. Media Enforcer ist im Kern eine Verteidigungsmöglichkeit für Besitzer verschiedener Medien, Verantwortlichkeit bei Usern zu erreichen, die diese verletzen."
In einem Interview mit zeropaid, einer Site, die Dienste wie Napster, Gnutella oder Scour zur freien Verteilung von MP3-Dateien vorstellt, erklärte der Entwickler, es gehe nicht darum, solche Dienste komplett zu verbannen. Wer glaube, File-Sharing im Internet sei grundsätzlich schlecht und sollte vollständig ausgeschaltet werden, liege völlig falsch. Es gehe aber darum, dass viele Leute, und nicht nur Künstler, ihren Lebensunterhalt durch Lizenzgebühren bestreiten.
Media Enforcer wird vom Entwickler kostenlos abgegeben – jeder kann die Software benutzen. Momentan kann die Anwendung nur Napster-Server kontrollieren. Laut dem Programmierer ist aber schon eine Version im Test, die auch auf Gnutella und Scour angewendet werden kann. Mit dieser Software kann die Kontrolle von Nutzern solcher File- und MP3-Tauschbörsen eine neue Qualität erreichen: Während Bands wie Metallica noch einen speziellen Dienstleister für teures Geld beauftragen mussten, um Informationen über Napster-Accounts zu erhalten, kann sich mit dem Media Enforcer praktisch jeder Surfer zum "Internet-Blockwart", wie das in Diskussionsforen schon bezeichnet wurde, aufschwingen. (jk)