Kommerzielles Kohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung gestartet

Im kanadischen Saskatchewan werden künftig bei einer Großanlage 90 Prozent des bei der Stromerzeugung anfallenden Klimagases eingefangen. Es wird verwendet, um Ölquellen rentabler zu machen.

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Von
  • David Talbot

Im kanadischen Saskatchewan werden künftig bei einer Großanlage 90 Prozent des bei der Stromerzeugung anfallenden Klimagases eingefangen. Es wird verwendet, um Ölquellen rentabler zu machen.

Anfang Oktober ging in mittelkanadischen Bundesstaat Saskatchewan das erste im kommerziellen Maßstab arbeitende Kohlekraftwerk des Landes ans Netz, das CO2 am Schornstein einfängt. Die Anlage weist einige Besonderheiten auf. So fällt trotz der CO2-Abscheidung noch ungefähr so viel Klimagas an, wie auch bei einem vergleichbaren Erdgaskraftwerk in die Luft geblasen würde. Zudem wird das CO2 nicht einfach nur unter die Erde gepresst, sondern dient dazu, Erdöl leichter aus dem Boden zu zwingen.

Die 110-Megawatt-Anlage namens Boundary Dam wird vom lokalen Stromversorger SaskPower betrieben. Es handelt sich um einen frisch renovierten Kohlestromgenerator. Über ein neues Verfahren, das auf den Brenner folgt, können 90 Prozent des Kohlendioxids, das an den Schornsteinen anfallen würde, absorbiert und eingefangen werden – nach dem bekannten CCS-Verfahren (Carbon Dioxide Capture and Storage).

"Die Anlage ist signifikant, weil sie die erste CCS-Installation im kommerziellen Maßstab bei einem Kraftwerk darstellt", sagt Howard Herzog, Experte für CO2-Sequestrierung und leitender Forschungsingenieur bei der MIT Energy Initiative.

SaskPower will damit zeigen, dass es möglich ist, "eine der am häufigsten vorkommenden und günstigsten Energiequellen" zu "einer der saubersten" zu machen, so der Konzern. Allerdings ist die Braunkohle, die in Boundary Dam verfeuert werden soll, eher schmutzig – und die 10 Prozent CO2, die die Anlage nicht einfangen kann, bedeuten immer noch 150 Tonnen Klimagas pro Gigawattstunde.

CCS galt lange als interessante Möglichkeit, den gigantischen Klimagasausstoß von Kohlekraftwerken zu reduzieren. Doch bislang kommt die Technik kaum voran. So stockte etwa in Nordamerika der Bau einer großen CCS-Anlage in Mississippi für lange Zeit. In Illinois wurde gerade mit einem langsamen Aufbau begonnen.

Ohne Ökosteuer oder einen Emissionshandel haben die Betreiber in den USA bislang kaum die Motivation, solche Projekte umzusetzen. Die Anlage in Saskatchewan sei nur deshalb möglich, weil das CO2 verwendet werden soll, um die Erdölförderung effizienter zu machen, sagt Experte Herzog.

Auch die geplante Anlage in Kemper, Mississippi, wird schmutzige Braunkohle verbrennen und die eingefangenen Emissionen für die Ölgewinnung nutzen. Sie ist mit 565 Megawatt rund fünfmal größer als die Anlage in Saskatchewan und setzt auf die Technik der Kohlevergasung. Das Projekt hat sein Budget bereits deutlich überschritten und soll nun fünf Milliarden Dollar kosten – Hunderte Millionen Dollar an staatlichen Subventionen inklusive. (bsc)