Das Imperium schlägt zurück
Sie ist zurück, besser, schneller und eindrucksvoller denn je. Die Yamaha YZF-R1 ist nicht irgendein Motorrad, sondern ein Kultbike. Sie setzte 1998 einen Meilenstein im Sportmotorradbau. So radikal konstruiert, so kompakt gebaut und dennoch so kräftig war damals kein anderes Sportbike
- Ingo Gach
Mailand 5. November 2014 – Sie ist zurück, besser, schneller und eindrucksvoller denn je. Die Yamaha YZF-R1 ist nicht irgendein Motorrad, sondern ein Kultbike. Sie setzte 1998 einen Meilenstein im Sportmotorradbau. Die Yamaha YZF-R1 war so radikal konstruiert, so kompakt gebaut und dennoch kräftiger als jedes andere Sportbike. Die R1 stampfte die Konkurrenz auf der Rennstrecke in Grund und Boden. Natürlich kopierten andere Hersteller das Konzept und zogen zunächst gleich, in den letzten Jahren sogar an der R1 vorbei. Deshalb gab es für die Ingenieure das Entwicklungsziel: Die R1 soll wie einst die Benchmark setzen. Laut Yamaha soll kein Teil unverändert geblieben sein, um wieder dorthin zurückzukommen.
Das dürfte in Anbetracht der fast perfekten BMW S 1000 RR natürlich schwierig werden, gilt die Bayerin doch unter Experten zurzeit als bestes und technisch anspruchvollstes Sportmotorrad. Aber Yamaha hat einen Trumpf im Ärmel, ihre immense MotoGP-Erfahrung. Deshalb floss sehr viel Know-how aus der M1, dem Dienstfahrzeug von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo, in die Entwicklung mit ein.
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Die neue Yamaha R1 will zurück auf den Thron. Mit Technikanleihen aus dem MotoGP-Werkbike M1 könnte es klappen.
Die Fans atmen kollektiv auf
Yamaha zog jetzt auf der EICMA in Mailand das Tuch von der neuen R1. Laut Yamaha soll kein Teil gleich geblieben sein, doch verfügt sie – wie schon das Vorgängermodell – über einen sogenannten Crossplane-Motor. In diesem den Charakter der R1 definierenden Antrieb aus dem Rennsport sind die Hubzapfen nun um zwanzig Prozent erleichterten Kurbelwelle um je 90 Grad zum nächstfolgenden versetzt. Damit entsteht eine unregelmäßige Zündfolge von 270 – 180 – 90 – 180 Grad. Vorteil ist eine Reduzierung des Trägheitsmoments durch einen Ausgleich zwischen primärer und sekundärer Massenträgheit der Kolben. Yamaha nennt das "sauberes Drehmoment" und verspricht ein spontaneres Ansprechverhalten sowie eine annähernd lineare Leistungsentfaltung. Wer schon mal Dreizylinder gefahren hat, weiß in etwa, was gemeint ist, beim R1-Vierzylinder wurde es freilich ins Extrem getrieben. Eine andere Nebenwirkung ist der typische Auspuffklang der YZF-R1.
Kollektives Aufatmen bei den Fans aber dürfte die Leistungsangabe von 200 PS ausgelöst haben. Damit bewegt sich die neue R1 auf Augenhöhe mit BMW (199 PS). Um in solche Leistungsdimensionen vorzustoßen, blieb kein Schräubchen am Motor unangetastet. Er bekam große Ein- und Auslassventilteller, strömungsoptimierte Einlasskanäle und ein Verdichtungsverhältnis von 13:1. Schmiedekolben aus Aluminium und Titanpleuel unterstützen mit ihrem geringen Gewicht ein spontanes Ansprechen und garantieren hohe Drehzahlfestigkeit. Der Ansauggeräuschdämpfer mit einem beachtlichen Volumen von 10,5 Litern sitzt zentral über dem Motor. Der neu konstruiert Auspuff mit dem kurzen Endschalldämpfer besteht aus Titan und verfügt über einen Servomotor, der drehzahlabhängig die Abgasklappe zur Optimierung von Drehmoment und Spitzenleistung steuert.