Eine Frage von Ästhetik und Preis
Der S-Klasse-Begriff war offiziell noch nicht eingeführt, aber sie zählen zu den legitimen Vorgängern: Die wunderschönen Mercedes Coupés der Baureihen W111 und W112. Das Modellangebot der exklusiven Gefährte ist vielfältig, die Preise inzwischen gepfeffert. Doch es gibt den einen oder anderen Geheimtipp
- Patrick Broich
Odenthal, 23. Dezember 2014 – Der S-Klasse-Begriff war offiziell noch nicht eingeführt, aber sie zählen zu den legitimen Vorgängern: Die wunderschönen Mercedes Coupés der Baureihen W111 und W112. Das Modellangebot der exklusiven Gefährte ist vielfältig, die Preise inzwischen gepfeffert. Doch es gibt den einen oder anderen Geheimtipp.
Die teuren Mercedes Coupés W111 und W112 zählten einst zu den eleganten Symbolen des deutschen Wirtschaftswunders. Beim Einstiegspreis von 23.500 Mark im Jahr 1961 (ein Ford Taunus 12M kostete 5395 Mark) erübrigten sich jegliche Erklärungen – wer das anfangs ausschließlich als 220 SE (120 PS) gelieferte Coupé sein Eigen nannte, war oben angekommen. Auch die Produktionszahlen belegen seine Exklusivität: Während die Zweitürer im Laufe des Lebenszyklus kaum die 35.000er-Grenze überschritten, entstanden im gleichen Zeitraum rund eine halbe Million vergleichbare Limousinen. An ihrer unaufdringlichen Eleganz haben die Coupés bis heute nichts verloren, insbesondere mit schicker Zweifarb-Lackierung. Vor allem die grazile Dachkonstruktion sowie große Fensterflächen lassen den mit 4,88 Metern Außenlänge wahrlich ausladenden Schwaben zum Hingucker avancieren, mit dem man auf Oldtimer-Veranstaltungen ein gern gesehener Gast ist.
Eine Frage von Ästhetik und Preis (15 Bilder)

Die schicke Zweifarb-Lackierung verleiht dem W111 Coupé einen exklusiven Touch.
Ab 1962 noch etwas exklusiver
Es geht noch eine Spur exklusiver. Ab 1962 rollten pro Jahr lediglich einige hundert 300 SE Coupé vom Band. Der auf die Bezeichnung W112 hörende Topliner trägt den M189 unter der Haube – dabei handelt es sich um einen drei Liter großen Alu-Sechszylinder mit mechanischer Benzineinspritzung. Einprägsames Erkennungsmerkmal war und ist der dünn aufbrachte Radlaufchrom – leider heute immer wieder auch bei den übrigen Varianten nachgerüstet. Das Dreihunderter-Coupé verwöhnt analog zu den Limousinen freilich ebenso mit der aufwendigen Luftfederung. Was zu Neuzeiten segensreich war, kann sich beim Kauf nach 50 Jahren als Fluch erweisen. Die technisch anspruchsvolle Konstruktion verlangt dem Eigner Geduld und Geld ab, wenn beispielsweise Standschäden kostspielig restauriert werden müssen. Undichte Ventile und Leitungen können die Besitzer darüber hinaus plagen. Auch der große Reihensechser mit 160 respektive 170 PS (je nach Baujahr) kann ein finanzielles Loch in die Wand reißen, falls ein Lagerschaden eintritt oder die Einspritzanlage (im teuersten Fall Sechsstempel-Einspritzpumpe) revidiert werden muss.