CES: Nvidia Tegra X1 mit Maxwell-GPU - für Autos statt Smartphones

Nvidias nächster High-Performance-SoC mit acht ARM-Kernen und Maxwell-GPU hört auf den Namen Tegra X1. Er ist vor allem für Fahrzeuge gedacht, für die Nvidia auch passende Entwicklungsplattformen vorstellte.

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CES: Nvidia stellt Tegra X1 vor
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Müssig

Nvidia präsentierte auf seiner CES-Pressekonferenz seine nächste SoC-Generation namens Tegra X1 (Codename Erista). Wie schon beim Vorgänger Tegra K1 kommt darin eine GPU-Architektur zum Einsatz, die von leistungsstarken PC-Grafikkarten bekannt ist: Die 256 Shader-Kerne der Tegra-X1-GPU entstammen der Maxwell-Familie, welche bislang in den GPUs der GeForce-Serien GTX 750 sowie GTX 970 und GTX 980 verwendet wurde. Obwohl letztere bis zu 2048 Shaderkerne enthalten, ist der Tegra X1 potent genug, um die Elemental-Demo (Unreal Engine 4) abzuspielen.

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Auf der CPU-Seite sind acht 64-bittige ARM-Kerne vorhanden. Nvidia nutzt anders als bei der 64-Bit-Version des Tegra K1 aber nicht die hauseigenen Denver-Kerne, sondern je vier leistungsstarke Cortex-A57-Kerne und vier energieeffiziente Cortex-A53-Kerne – also Designs von ARM, die in Lizenz vergeben werden und auch in anderen big.Little-SoCs zum Einsatz kommen. Nvidia muss also die eigene ARM-Architekturlizenz hierfür nicht bemühen.

Nvidia verspricht für den Tegra X1 hohe Performance-Werte.

In gängigen Benchmarks wie GFXBench, 3DMark Ice Storm oder BaseMarkX übertrifft der Tegra X1 laut Nvidia nicht nur seinen Vorgänger K1, sondern auch Apples A8X aus dem iPad Air 2: Der X1 soll die eineinhalb- bis zweifache Performance bieten.

Dieser Vergleich hat allerdings zwei Schönheitsfehler: Erstens liefert Apple den A8X seit dem Launch des iPad Air 2 bereits aus, während der Tegra X1 wohl erst zur Jahresmitte 2015 verfügbar sein wird. Zweitens scheint Nvidia die hohe Performance trotz 20-nm-Fertigung bei TSMC mit starker Abwärme zu erkaufen und spricht bei der Leistungsaufnahme des Tegra X1 nur ungenau von "weniger als 10 Watt". Für Tablets dürfte das zu viel sein, für Smartphones erst recht. Der ebenfalls stromhungrige K1 taucht wohl auch aus diesem Grund bis dato erst in wenigen Tablets auf.

Die Maxwell-GPU im Tegra X1 unterstützt die neuesten 3D-Schnittstellen DirectX 12, OpenGL 4.4, OpenGL ES 3.1 sowie Googles AEP, das mit Android 5 eingeführt wurde. Die maximale Rechenleistung des SoC, die Nvidia mit mehr als 1 TFlops beziffert, ist nur per CUDA nutzbar. Zu OpenCL gibt es bisher keine Angaben.

Der Tegra X1 soll 4K-Displays mit 60 Hz ansteuern können, auch per HDMI 2.0, und Full-HD-Auflösungen mit bis zu 120 Hz liefern. Außer den üblichen Video-Decodern für H.264 werden laut Nvidia auch VP9 und H.265 unterstützt – ebenfalls mit 4K/60 Hz.

Auf dem neuen Chip basiert sowohl die Entwicklungsplattform Drive CX für virtuelle Cockpits...

Seit der letzten CES hat Nvidia allerdings einen neuen Absatzmarkt für seine Mobilchips auserkoren: die Automobil-Branche. Dort werde der Bedarf nach Pixel-Power immer größer, da sich die Kunden dank Smartphones an hochauflösende Bildschirme gewöhnt hätten. Zudem würden immer mehr Displays verbaut, wie etwa die Audi-Studie Prologue demonstiert – und volldigitale Cockpits gibt es im Audi TT oder VW Passat bereits heute zu kaufen. Um den Herstellern Entwicklungsaufwand zu ersparen, hat Nvidia Drive CX entwickelt: Der Baukasten – natürlich rund um einen Tegra X1 – soll die Visualisierung von Instrumenten, aber auch von Navi-Ansichten und anderen Entertainment-Funktionen erleichtern.

... als auch Drive PX für Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren.

Außerdem will Nvidia mit Drive PX den Weg von Fahrerassistenzsystemen hin zu autonom fahrenden Autos ebnen. Gleich zwei Tegra X1 nehmen hier die Videoströme von bis zu zwölf HD-Kameras entgegen und werten diese zur Objekterkennung oder zum automatisierten Einparken aus. Sowohl Drive CX als auch Drive PX sollen zur Jahresmitte erhältlich sein, fertige Produkte könnten 2016 kommen.

Dieser Zeitplan klingt jedoch sehr optimistisch, wenn man sich vor Augen führt, dass das brandneue virtuelle Cockpit des langjährigen Partners Audi noch von zwei Tegra-3-Chips befeuert wird – diese "Kal-El"-SoCs hatte Nvidia im November 2011 avisiert. (mue)