Billiges Benzin, teurer Strom: Steuerpolitik als Hemmschuh für die Elektromobilität

Strompreisvergleich

Ein wesentlicher Hemmschuh für den Absatz von batterieelektrischen Autos ist die unterschiedliche Besteuerung von Strom und Treibstoff. Die in sich unstimmige Steuerpolitik verhindert dadurch grundsätzlich, dass sich ein Elektroauto gegenüber einem mit Verbrennungsmotor rechnet

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  • Christoph M. Schwarzer
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Hamburg, 12. Januar 2015 – Freudig stellen wir fest, wie niedrig die Kraftstoffpreise an der Tankstelle geworden sind. Ein Liter Dieselkraftstoff zum Beispiel kostet inflationsbereinigt etwa so viel wie im Jahr 2004. Erinnern Sie sich noch? Das waren 94 Cent. Teuer dagegen ist Strom. Sein Preis hat mit 29,8 Cent pro Kilowattstunde ein Hochplateau erreicht. Ein wesentlicher Hemmschuh für den Absatz von batterieelektrischen Autos ist die unterschiedliche Besteuerung. Für die aktuelle Entwicklung des Rohölpreises sind die Parteien zwar nicht verantwortlich, aber eine in sich unstimmige Steuerpolitik verhindert grundsätzlich, dass sich etwa ein Volkswagen e-Golf gegenüber einem TSI rechnet.

Um der Einfachheit halber beim Beispiel des europäischen Topsellers zu bleiben: Die 2014 zugelassenen Golf mit 1,2-Liter-Basismotorisierung verbrauchen nach Auskunft des Portals Spritmonitor im Durchschnitt 6,5 Liter. Bei einem aktuellen Kurs von 1,29 Euro pro Liter kosten 100 Kilometer also 8,39 Euro. Die wenigen auf der gleichen Seite notierten e-Golf konsumieren 22 Kilowattstunden Strom. Macht 6,56 Euro für die Vergleichsstrecke. Der Vorteil von 1,83 Euro pro 100 Kilometer steht hohen Mehrkosten beim Neukauf gegenüber. Erschwerend kommt hinzu, dass batterieelektrische Autos heutiger Bauart mit Ausnahme des Tesla Model S vorwiegend zum Pendeln geeignet sind und darum insgesamt zu wenig Kilometer fressen, um eine grün-schwarze Null zu schreiben.

Niemand kann Volkswagen, Nissan oder Renault von der Mühe befreien, die hohen Kaufpreise für ihre Elektroautos zu senken. Ein wesentliches Problem für den E-Fahrzeugmarkt aber schafft das Verhalten des Fiskus – denn Energiepreise sind nicht das Ergebnis eines freien Marktes, sondern massiver staatlicher Eingriffe.

Strom kostet nach Energieinhalt fast das Doppelte

Um einen fairen, technologieoffenen und zukunftsorientierten Wettbewerb aller Antriebe und Kraftstoffe zu fördern, müsste der jeweilige Energieinhalt gleich hoch besteuert werden. Davon aber sind wir in Deutschland weit entfernt.

Der International Council on Clean Transportation (ICCT) hat das Verhältnis von Benzin- zu Strompreis, umgerechnet auf den Energieinhalt, mit anderen Industrienationen verglichen. Das Ergebnis: Während in vielen Ländern (zum Beispiel Niederlande, Norwegen oder Großbritannien) bezogen auf die Kilowattstunde ungefähre Preisgleichheit herrscht, ist der Strom nur noch in Dänemark ähnlich teuer wie in Deutschland. Die in der Untersuchung angegebenen Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2013; inzwischen hat sich die Entwicklung zu Ungunsten der elektrischen Energie verschoben – die Kilowattstunde Strom kostet für den Endkunden ungefähr das Doppelte wie die die gleiche Leistung aus rohölbasiertem Kraftstoff.