UMTS-Auktion: Spannend wird's durch die Newcomer

Hintergrund: Dass T-Mobil und Mannesmann eine UMTS-Lizenz ersteigern werden, gilt als sicher; unklar ist, wie weit die Newcomer im Mobilfunkbereich gehen werden.

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Von
  • Christian Rabanus

Hintergrund: Als am 6. März die UMTS-Auktion in Großbritannien startete, konnte sich wohl niemand so richtig vorstellen, zu welcher Höhe sich die Preise für die Lizenzen aufschaukeln würden. Mit 465 Millionen Pfund lag die Summe der Höchstgebote in der ersten Runde leicht unter der Summe der Höchstgebote für die UMTS-Lizenzen in Deutschland: Am Montag erreichten die Höchstgebote nach der ersten Runde bei der Auktion in Mainz rund 845 Millionen Euro.

Doch während in Deutschland vier bis sechs Lizenzen zu ersteigern sind, waren in Großbritannien nur vier Lizenzen zu haben. Und während in Mainz derzeit nur sieben Unternehmen und Konsortien bieten, beteiligten sich in Großbritannien 13 Firmen an der Auktion. Nach der 30. Runde hat sich die Summe der Höchstgebote in Deutschland auf 2,23 Milliarden Euro erhöht, nach der 33. Runde waren die Unternehmen bei knapp 2,4 Milliarden Euro angelangt. In Großbritannien war nach der 30. Runde mit 1,55 Milliarden Pfund schon etwas mehr im Topf. Nach 150 Runden, die sich bis zum 27. April hinzogen, war die britische Versteigerung beendet: Die Summe der Höchstgebote betrug zu diesem Zeitpunkt 19,48 Milliarden Pfund.

Begehrlichkeiten

Nach diesem Ergebnis hatten die Finanzminister der anderen europäischen Staaten, in denen auch Versteigerungen der UMTS-Lizenzen geplant waren, beim Gedanken an den Mobilfunk der dritten Generation nur noch das Euro-Zeichen in den Augen – zumindest solange, bis sich die Telekommunikationskonzerne über die Höhe der Kosten klar wurden, die bei weiteren Auktionen nach dem Stil der britischen auf sie zukommen würden. Ein massives Paktieren und Verbünden begann, in den Konzernzentralen wurde angesichts der zu erwartenden Kosten die Wirtschaftlichkeit von Investitionen in UMTS noch einmal erneut durchgerechnet.

So kam es, dass sich am Montag nur noch die Vertreter von sieben Bietern in dem Gebäude der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) zum Start der Auktion einsperren ließen – während sich ursprünglich zwölf Unternehmen und Konsortien um eine Lizenz bewerben wollten. Die Dauer der britischen Versteigerung ließ nicht erwarten, dass die UMTS-Lizenzen in Deutschland schon nach ein oder zwei Tagen verteilt werden würden.

Schneller als die Briten sind die Deutschen aber allemal: Wurde in der Auktion auf der Insel Runde 30 erst neun Tage nach Beginn erreicht, sind die Deutschen schon am dritten Tag bei Runde 30. Wenn die Versteigerung in Mainz in diesem Tempo bis zu Runde 150 weitergehen sollte, wĂĽrde sie noch eine gute Woche weitergehen.

Trippelschritte

Derzeit sieht es auch nicht so aus, dass durch ein spektakuläres Gebot des einen oder anderen Unternehmens die Auktion ein schnelles Ende nehmen würde; die Auktion wäre beendet, wenn in einer Auktionsrunde für keinen der zwölf Frequenzblöcke ein höheres Gebot als zuvor abgegeben wird. Momentan bieten aber alle Teilnehmer für quasi alle Frquenzblöcke gleichberechtig mit – wenn sie ihre Gebote dabei auch selten um mehr als das Mindestmaß von zehn Prozent des letzten Höchstgebots für einen Frequenzblock heraufsetzen.

Die Summen, um die es momentan geht, sind noch in einer Preislage, bei der auch alle Bieter ohne große Probleme mitgehen können; für zehn der zwölf Blöcke lagen die Gebote nach Runde 30 bei 170 bis 180 Millionen Euro. Nur Mobilcom preschte schon in der ersten Runde mit einem Gebot von jeweils rund 256 Millionen Euro für zwei Frequenzblöcke vor. Zumindest hat den Mobilcom-Leuten dieses vergleichsweise hohe Gebot zu früher Zeit sicherlich viel Ruhe bei der Auktion in den ersten Tagen verschafft.

Ruhepause

Diese Ruhe wird aber bald vorbei sein. In ein oder zwei Tagen muss wohl auch Mobilcom wieder richtig mitbieten, schnell könnte dann auch die Marke von einer Milliarde Euro pro Frequenzblock erreicht sein. Ob dann beispielsweise Debitel oder Group 3G noch munter mitbieten werden, ist fraglich. Denn natürlich stellt sich mit steigenden Preise immer schärfer die Frage der Wirtschaftlichkeit vor allem für die Unternehmen, für die eine UMTS-Lizenz eher ein Luxus wäre.

Für die Platzhirsche in Deutschland wie T-Mobil oder Mannesmann Mobilfunk wäre der Ausstieg aus der Auktion ohne Lizenzgewinn völlig undenkbar; schwerer als der eventuelle wirtschafliche Schaden, der dadurch entstehen könnte, dass die Unternehmen dann kein eigenes UMTS-Netz aufbauen könnten, würde der Image-Schaden wiegen. UMTS ist für die Top-Anbieter im Mobilfunkbereich allein deshalb ein Muss, weil es den derzeit innovativsten Standard darstellt.

Unternehmen wie die finnische Sonera oder die spanische Telefonica, die derzeit in Deutschland sowieso nur Branchenkennern bekannt sind, müssen sich keine Gedanken um ihren guten Ruf hier zu Lande machen. Und Debitel hat sich auch bislang sehr gut am Markt platzieren können, ohne ein eigenes Mobilfunknetz zu unterhalten.

Frischlinge

Die eigentlich spannende Frage ist, wie die neben T-Mobil und Mannesmann Mobilfunk drei aussichtsreichsten Mitbieter, die Newcomer auf dem Mobilfunkmarkt Viag Interkom, E-Plus/Hutchinson und Mobilcom, abschneiden werden. Je nach Frequenzdurst der beiden GroĂźen bleiben fĂĽr die anderen Mitbieter noch zwei bis vier Lizenzen ĂĽbrig.

Die hinter Viag Interkom und Mobilcom stehenden Telekommunikationsgiganten British Telecom und France Telecom haben ein gesteigertes Interesse daran, in Deutschland auch in Zukunft auf dem Markt präsent zu sein. Auch der Mutterkonzern von E-Plus, die niederländische Telefongesellschaft KPN, und die fernöstlichen Partner von KPN, Hutchison Whampoa und NTT DoCoMo, haben in den letzten Wochen gezeigt, dass es ihnen mit der europäischen Expansion wirklich ernst ist.

Zudem haben Mobilcom, Viag Interkom und E-Plus zusammen mit den jeweils verbündeten Konzernen genug Finanzmittel, um bei der Auktion gut mithalten zu können, und schon einen akzeptablen Kundenstamm in Deutschland. Und der ist in kaum einem anderen Wirtschaftsbereich so viel Wert wie auf dem Mobilfunkmarkt; beim Einstieg ins UMTS-Geschäft entscheidet vor allem die Größe des Kundenstamms darüber, ob dies ein Erfolg wird oder nicht. (chr)