Der Supersportwagen Koenigsegg Regera fährt 410 km/h in einem Gang

Direkt schnell

Ein bestechend konsequentes Konzept stellt die schwedische Sportwagenschmiede Koenigsegg für ihren 1500 PS starken Hybrid-Supersportwagen Regera vor: Der V8-Verbrennungsmotor kommt ohne Gangschaltung aus, weil er von kräftigen E-Maschinen unterstützt wird

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Von
  • Sebastian Bauer
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Genf, 6. März 2015 – Eine der spannenderen Neuheiten des diesjährigen Auto-Salons in Genf kommt aus Schweden: Der Koenigsegg Regera ist eine kleine technische Revolution. Nicht wegen seiner rund 1500 PS, und auch nicht, weil er aus dem Stand in unter 20 Sekunden auf 400 km/h sprinten soll. Sondern, weil dieser Hybrid-Sportwagen nur eine feste Übersetzung hat.

Motor, Kupplung und Getriebe – so kennen wir unsere Autos seit weit über 100 Jahren. Warum das Ganze? Einerseits braucht ein Verbrennungsmotor eine Anfahrhilfe, weil er erst oberhalb einer Mindestdrehzahl selbstständig in Betrieb bleiben und erst darüber überhaupt Kraft abgeben kann. Will man den Motor dann noch in dem Bereich bewegen, in welchem er seinen optimalen Wirkungsgrad hat, benötigt man Getriebe mit vielen Gängen, wie aktuell die 9-Gang-Automatik HP9 von ZF. Ihre neun Fahrstufen scheinen den Kompromiss zwischen Wirkungsgrad und Verlusten am besten auszunutzen. Spezialisten sagen, mehr als zehn Gänge würden keinen weiteren Nutzen bringen.

Torque-Fill auf die Spitze getrieben

Die Ära der Hybridsportwagen vom Schlage eines McLaren P1 machte den Begriff „Torque-Fill“ prominent. Damit ist gemeint, dass ein Elektromotor den Verbrenner immer dann unterstützt, wenn er sich in einem Drehzahlbereich befindet, in dem er ein gewünschtes Soll-Drehmoment noch nicht erreicht. Also, wenn ein aufgeladener Verbrennungsmotor beispielsweise erst ab 2000 Umdrehungen seine volle Drehkraft erreicht oder der Turbolader nach einem Lastwechsel einen kurzen Moment braucht, ehe er genug Ansaugluft komprimiert hat, um mit maximalem Ladedruck wieder volles Drehmoment bereitzustellen. Immer dann springt der Elektromotor mit seinem eigenen, sofort bereitstehenden Drehmoment ein und füllt den Unterschied zwischen Soll und Ist der Drehmomentkurve aus. Torque-Fill eben.

Christian von Koenigsegg stellte daher die Frage: Warum nicht auf ein Getriebe verzichten, Torque-Fill auf die Spitze treiben und mithilfe von Elektromotoren das Getriebe überflüssig machen? Koenigseggs Antwort sehen wir bei seinem neuen Regera mit seinem 5-Liter-V8 mit Biturbo-Aufladung. Seine Anfahrhilfe sind zwei Elektromotoren, je 200 kW stark, einer pro Hinterrad. Mit je 350 Nm ist dort genug Drehmoment vorhanden, um mehr als flott loszufahren – zur genauen Definition von „flott“ kommen wir noch. Erst ab ca. 40 - 50 km/h schließt dann eine Kupplung und bindet den Verbrenner direkt mit einer Untersetzung von 2,85:1 an den Achsantrieb an.