Schwarzer Bildschirm: Indischer Sender protestiert gegen Verbot von Vergewaltigungs-Doku

Weil in einem Dokumentarfilm über Vergewaltigungen in Indien auch Täter zu Wort kommen, hat die Regierung des Landes eine Ausstrahlung verhindert. Der betroffene Fernsehsender kritisierte die Entscheidung und zeigte stattdessen einen schwarzen Bildschirm.

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Indischer Sender protestiert gegen Verbot von Vergewaltigungs-Doku

(Bild: Ajit Ranade)

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Von
  • dpa

Weil der indische Fernsehsender NDTV eine Dokumentation über Vergewaltigungen nicht ausstrahlen durfte, hat er aus Protest einen schwarzen Bildschirm gesendet. Das berichtetet die BBC am Montag. Die Regierung hatte "Indiens Tochter" über die Gruppenvergewaltigung einer Studentin 2012 in Neu Delhi mit der Begründung verboten, ein Täter und zwei Anwälte machten in dem Film verwerfliche Kommentare über Frauen.

Der Sender hatte den Beitrag anlässlich des Frauentags am Sonntag ausstrahlen wollen und zeigte nun stattdessen in der Stunde einen schwarzen Bildschirm mit einem brennenden Licht und dem Filmtitel. "Wir werden nicht schreien, aber man wird uns hören", erklärte Sonia Singh von NDTV auf Twitter den Protest. Nach Angaben der Times of India organisierte ein Aktivist außerdem im Norden des Landes eine Vorführung für Dutzende Dorfbewohner. Hunderttausende hatten den Film trotz Verbots bereits im Internet gesehen und tun das auch weiterhin.

In der Dokumentation der britischen Filmemacherin Leslee Udwin sagt einer der zum Tode verurteilten Vergewaltiger, die Schuld für das Verbrechen liege beim Opfer: "Eine Frau trägt eine weitaus größere Verantwortung für eine Vergewaltigung als ein Mann." Führende Minister kritisierten deswegen, der Film schade dem Ansehen Indiens. Politiker aller Parteien stimmten dem zu, offenbar unter anderem weil sie negative Folgen für den Tourismus befürchteten, berichtet der Guardian. Udwin warf den Behörden vor, das Recht auf Meinungsfreiheit zu verletzen.

Der BBC-Dokumentarfilm war vergangenen Mittwoch im britischen Fernsehen zu sehen und landete danach nicht nur in der zugehörigen Mediathek – die nur in Großbritannien zugänglich ist – sondern auch auf Youtube. Nach einer Aufforderung der indischen Regierung blockierte das Videoportal dann den Zugang zu dem Film, aber nur in Indien. Inzwischen macht aber die BBC Urheberrechtsansprüche geltend und lässt Youtube das Video entfernen. Auf anderen Plattformen ist der Film aber weiterhin verfügbar. (mho)