„Zu britisch“
Ein britisches Volks-Automobil der 40er- bis 60er-Jahre war der Anglia. Der Vorgänger des Escort war zunächst ein Brot- und Butter-Auto. In seiner vierten Generation ab 1959 erwarb er darüber hinaus immerhin einen gewissen Ruf für seine eigenwillige Erscheinung
- Marcel Sommer
München, 20. März 2015 – Schwierig, sich einen schlimmeren Zeitraum vorzustellen, als den für die Vorstellung des neuen Ford Anglia vor rund 75 Jahren. Nur wenige Wochen bevor er zum ersten Mal vom Band rollt, erklärt Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Wie viele Wochen nach dem dritten September 1939 nun die eigentliche Produktion startet, ist nicht ganz klar. Dafür aber, warum der Name Anglia für den den Nachfolger des Ford Eight beziehungsweise Ford 7Y gewählt wurde. "Anglia" - war natürlich ein klares Statement zu Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Schon damals sind sich die Verantwortlichen jedoch bewusst, dass solch ein patriotisch anmutender Name für ein Automobil nicht ewig währen kann. Schon gar nicht, da es in Belgien zusammengesetzt wird. Doch erst am 17. Januar 1968 schreibt die Kanadische Zeitung The Quebec Chronicle and Telegraph folgerichtig: "Der Name Anglia ist zu britisch." The Montreal Gazette, ebenfalls aus Kanada ergänzt am Tag darauf: "Ford sagte, sie werden den Namen Anglia ersetzen, weil er für Europäer zu Englisch klingt". Tatsächlich wird Ende der 60er Jahre aus dem Anglia der Escort. Insgesamt bringt Ford 1.594.486 Anglias auf die Straße.
„Zu britisch“ (9 Bilder)

Im Ford Anglia 105E auf Streife.
Ein Name wie eine Durchhalteparole
Der Wagen der unteren Mittelklasse wird bis zur Produktionseinstellung im Jahr 1968 in vier Modellgenerationen gebaut. Bis 1948 heißt der zweitürige Viersitzer Anglia E04A. Von dem meist in "Ford-Schwarz" lackierten Einfach-Auto (quasi nach dem Motto des Firmengründers "Sie können ihn in jeder Farbe bestellen, solange es nur Schwarz ist"), werden 55.807 Exemplare produziert. Der Nachfolger wird bis 1953 unter dem Namen Anglia E494A 108.878 Mal gebaut. Winker und ein zweiter Scheibenwischerarm gehören nun zur Serienausstattung. Mit dem Anglia 100E kommen zum ersten Mal die drei Jahre zuvor im Ford Consul eingeführten MacPherson-Federbeine auch in dieses Auto.