Die Logik der Gewalt: Big Data soll Kriege vorhersagen

Mit neuen Analyseverfahren möchten Wissenschaftler bewaffnete Konflikte prognostizieren, bevor sie ausbrechen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen
Krieg, Kanone, Gewalt Zerstörung
Lesezeit: 2 Min.

Forscher am International Peace Institute und anderen Institutionen planen, Kriege mit Hilfe von Computern vorherzusagen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dazu nutzen sie Tools aus dem Bereich der Big-Data-Analyse.

Konfliktforscher und Politologen stochern allzu oft im Nebel: Kein Nahostexperte hatte beispielsweise die anfangs mächtige Emanzipationswelle im Rahmen des "Arabischen Frühlings" auf dem Radar. Zu sehr richtet sich ihr Blick auf bereits eingetretene Ereignisse, aus denen sie glauben, Künftiges ableiten zu können. Nur halten sich komplexe politische Prozesse mit vielen Akteuren und mitunter heftiger Eigendynamik selten daran.

Kann das Big Data besser? Karsten Donnay von der ETH Zürich geht davon aus. Der Krisenforscher beschäftigt sich mit der Modellierung und Simulation gesellschaftlicher Prozesse und bedient sich dabei zweier Datenquellen: Medienberichte und Social Media. "Sie sind ein Sensor für Spannungen", sagt Donnay. Aus den riesigen Datensätzen gilt es, per computerbasierter Textanalyse Stimmungen anhand des Tonfalls, von Begriffen und Veränderungen der Berichte herauszudestillieren, die auf einen heraufziehenden Konflikt deuten.

"Kriege entstehen nicht aus dem Nichts", sagt auch Thomas Chadefaux, der am Institut für Politikwissenschaften des Trinity College Dublin forscht. Sein Ansatz: Zunächst legte er Signalwörter fest, typische Wörter, die auf Spannungen deuten, wie Konflikt, Krise, Auseinandersetzung, Unruhen, Streit, Zwietracht und ähnliches. Danach durchforstete Chadefaux' Big-Data-Tool die Berichte von 1900 bis 2011 aus dem Google-News-Archiv sowie Social-Media-Daten und detektierte, in welchen Ländern diese vermehrt auftreten. Häufen sich die Schlagwörter binnen einer Woche, leitet das Programm daraus eine erhöhte Spannung ab. Und je öfter es zu ungewöhnlichen Abweichungen kommt, desto wahrscheinlicher ist ein gewaltsamer Konflikt.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)