Siemens fährt Rekordgewinn ein
Nach dem höchsten Gewinn seiner Konzerngeschichte rechnet Siemens mit geringeren künftigen Wachstumsraten, was prompt zu Kursverlusten an der Börse führte.
Nach dem höchsten Gewinn seiner Konzerngeschichte rechnet Siemens für die Zukunft mit geringeren Wachstumsraten: "Auf Grund der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfte das Wachstum im laufenden Geschäftsjahr nicht mehr so stürmisch ausfallen", teilte der Konzern bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts mit.
Der Gewinn nach Steuern und vor der Berücksichtigung außerordentlicher Erträge ist im Geschäftsjahr 1999/2000, das am 30. September endete, um 81 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro gestiegen. Durch Einnahmen aus den Börsengängen von Epcos und Infineon kamen noch einmal Gewinne in Höhe von 4,52 Milliarden Euro in die Kasse. Insgesamt schloss Siemens damit das Geschäftsjahr 1999/2000 mit einem Gewinn von 7,9 Milliarden Euro ab.
In derselben Zeit wuchs der Umsatz um 14 Prozent auf 78,4 Milliarden Euro, rund drei Viertel davon wurden im Ausland erwirtschaftet. Am umsatzstärksten waren die Segmente Netzwerktechnik und Mobilfunk mit 11,4 und neun Milliarden Euro Umsatz, die höchsten Gewinne warfen – abgesehen von der Infineon, die ja schrittweise ganz aus dem Konzern ausgegliedert werden soll – die Bereiche Automatisierungs- und Antriebstechnik (872 Millionen Euro Vorsteuergewinn) und Mobilfunk (758 Millionen Euro Vorsteuergewinn) ab. Die Halbleiter-Tochter steuerte einen Umsatz von 7,3 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern von 1,67 Milliarden Euro bei.
Beflügelt wurde das Geschäft vor allem vom Handy- und Chipboom. Siemens verkaufte 24 Millionen Mobilfunkgeräte, ohne die Teileknappheit wären es noch deutlich mehr gewesen. So blieben im Mobilfunkbereich die Umsätze um 1,4 Milliarden Euro hinter dem Wert der eingegangenen Aufträge zurück. Gemeinsam mit seinem neuen Partner Toshiba will Siemens im UMTS-Markt eine führende Position einnehmen.
Im kommenden Jahr wird der Umsatz auch durch eine Ausweitung des Konsolidierungskreises wachsen. So werden erstmals Aktivitäten der Atecs Mannesmann einbezogen. Siemens hatte die frühere Mannesmann-Industriesparte gemeinsam mit Bosch erworben. Insgesamt rechnet Siemens durch Konsolidierungen von erworbenen Firmen mit einem zusätzlichen Umsatzvolumen von etwa 13 Milliarden Euro. Dank des hohen Auftragsbestands aus dem Vorjahr werde der Umsatzanstieg aber auch organisch "über dem längerfristigen Branchendurchschnitt" von etwa sechs Prozent liegen.
Die Dividende soll von einem auf 1,40 Euro erhöht werden. Wegen der außerordentlichen Erträge ist außerdem ein Sonderbonus in Höhe von einem Euro je Aktie vorgesehen. Siemens kündigte außerdem einen Aktiensplitt an. Für zwei Aktien sollen die Anteilseigner eine zusätzliche aus Gesellschaftsmitteln erhalten.
Trotz Rekordgewinne fiel der Aktienkurs von Siemens aber nach Veröffentlichung des Berichts steil nach unten. Die gedämpften Wachstumserwartungen für das laufende Geschäftsjahr sorgte für reichlich Verkäufe. Nach einem Vortagsschluss von 148,20 Euro sackte der Preis für das Siemens-Papier bis zum späten Nachmittag um etwa 4,7 Prozent ab und notierte gegen 16 Uhr bei 141,25 Euro. (chr)