Chinesische Wissenschaftler verändern Embryo-Erbgut

In Kanton experimentierten Genforscher mit mehr als 80 Embryonen aus der In-Vitro-Fertilisation. Ziel war es, eine Erbkrankheit noch vor der Schwangerschaft zu heilen.

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Direkte Genveränderungen an menschlichen Embryonen

Embyro – hier schon in der sechsten Lebenswoche nach der Zeugung.

(Bild: lunar caustic / Flickr / cc-by-2.0)

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Ein Team chinesischer Wissenschaftler hat direkt am Erbgut von Embryonen experimentiert, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Das 16-köpfiges Forscherteam an der Sun Yat-Sen University im chinesischen Guangzhou (Kanton) arbeitete dazu mit einer Klinik für die In-Vitro-Fertilisation (IVF) zusammen. Ziel des Vorhabens war es, zu überprüfen, ob es technisch möglich ist, einen Gendefekt zu korrigieren, der die Bluterbkrankheit Beta-Thalassämie auslöst – und zwar noch vor der Schwangerschaft.

Ein im kleinen Journal "Protein & Cell" veröffentlichter Studienbericht erklärt allerdings, dass die Methode noch nicht sehr genau ist. Aus diesem Grund wurden die Versuche auch abgebrochen. In der Genetik hatte es zuvor bereits Zweifel daran gegeben, dass sich das Gene Editing, hier die sogenannte CRISPR-Cas9-Technik, wirklich für menschliche Embryonen eignet.

Eltern, die Träger von Beta-Thalassämie sind, können schon jetzt wählen, IVF-Embryonen testen zu lassen, um diejenigen für die Schwangerschaft auszusuchen, die die Mutation nicht besitzen. Das Gene Editing würde aber noch deutlich weitergehen und direkte Keimbahn-Veränderungen erlauben. Dabei wird das Gen im Embryo, der Eizelle oder dem Sperma auf Dauer repariert, so dass weder das sich entwickelnde Baby noch dessen Nachkommen die Krankheit bekommen.

Über diese Idee wird heftig diskutiert. Auf der einen Seite stehen die, die glauben, der menschliche Genpool sei unantastbar und dürfe niemals gentechnisch verändert werden, selbst aus medizinischen Gründen nicht. Auf der anderen Seite gibt es Forscher, die glauben, die Keimbahn-Veränderungen könnten eines Tages nützlich sein, was weitere Experimente bedinge. "Man kann das nicht abtun", meint etwa Dieter Egli, Forscher bei der New York Stem Cell Foundation in Manhattan, "es ist sehr interessant".

Mit der CRISPR-Cas-Technik und ihren Möglichkeiten beschäftigt sich auch Technology Review in der neuen Ausgabe 05/15. Diese liegt seit dem 23. April am Kiosk oder kann hier direkt online bestellt werden.

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