Fitness-Armband von UNICEF hilft armen Kindern

Mit Fitnessarmbändern möchte die UNICEF erreichen, dass sich tendenziell fette Kinder in den Industrienationen mehr bewegen. Das soll gleichzeitig unterernährten Kindern Nahrung bescheren. Wie das geht, erklärt UNICEF-Manager Rajesh Anandan.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 27 Kommentare lesen
Kinder mit blauem Fitnessarmband

Der Gesamterfolg der Klasse zählt. So spornen die Kinder einander an.

(Bild: UNICEF)

Lesezeit: 3 Min.

Mit der Kampagne Kid Power möchte die UNICEF Kinder in Industrienationen dazu bringen, sich mehr zu bewegen. Motivation sind die mit der körperlichen Aktivität ausgelösten Hilfslieferungen für unterernährte Kinder, etwa im Südsudan. Mehr Bewegung zeitigt also mehr Erdnussbrei. Rajesh Anandan vom UNICEF US Fonds präsentiert das Projekt am Dienstag auf der Konferenz MIT Technology Review EmTech Digital in San Francisco.

Rajesh Anandan vom Unicef US Fund beim Gespräch mit der Technology Review. Auch er trägt eines der blauen Armbänder.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

"Wir gehen bewusst in die armen Stadtviertel", erzählte Anandan vorab der Technology Review. Denn dort gibt es überdurchschnittlich viele übergewichtige Mädchen und Buben. US-Schulen werden über das lokale Steueraufkommen finanziert, so dass es in den armen Bezirken immer zuwenig Budget für Schulsport gibt. Gleichzeitig fehlen dort die Soccer Mums, die ihren Nachwuchs von Training zu Training chauffieren. Außerdem können sich arme Familien keine hochwertigen Nahrungsmittel leisten.

Lehrer können sich für die Teilnahme an Kid Power bewerben. Für die Schule fällt nur eine geringe Teilnahmegebühr an. Dafür erhalten sie ein Tablet samt App, ein blaues Fitnessarmband für jeden Schüler der Klasse, und passende Materialien. Die Fitnessarmbänder zählen mit, wieviel Bewegung die Schüler machen. Je mehr Bewegung gezählt wird, desto mehr Nahrungspakete für Kinder in Krisengebieten finanzieren die Sponsoren. Den aktivsten Schulklassen jeder Stadt winken außerdem Preise.

Kid Power wurde zunächst in Boston, Dallas und New York City getestet. Weil sich das Programm bewährt hat, kommt nun Sacramento dazu. Im nächsten Schuljahr soll das Programm deutlich ausgeweitet werden. Anandan plant auch, es in andere Länder zu exportieren.

Das Logo der Kampagne.

(Bild: UNICEF)

Der pädagogische Effekt geht über die Motivation zur Bewegung hinaus. Die aktiven Kinder können sich selbst als positive Kraft erleben. Anstatt lediglich Hilfsempfänger zu sein, können sie selbst anderen helfen, häufig zum ersten Mal in ihrem Leben. Im begleitenden Unterricht erfahren sie außerdem etwas über die Welt außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika.

Als prominenten Partner konnte UNICEF den Disney-Konzern gewinnen. Im Rahmen von Star Wars: Force for Change unterstützt er Kid Power mit Veranstaltungen, Auktionen und Wettbewerben. Das verschafft der Aktion einiges an Aufmerksamkeit. Je nach Stadt konnten auch lokale Sportteams oder Sportidole als aktive Unterstützer rekrutiert werden.

Anandan plant, die blauen Aktivitätstracker samt App auch in den allgemeinen Handel zu bringen. Zielgruppe sind dabei wohlhabendere Familien. Auch bei diesen Nutzern löst sportliche Betätigung Hilfslieferungen aus, zumindest im ersten Monat. Denn der ist über den Kaufpreis finanziert.

Später können die Teilnehmer über die App Tickets für die Teilnahme an Bewegungskampagnen kaufen. Damit sollen weitere Nahrungspakete bezahlt werden. Anandan hadert jedoch damit, dass Apple und Google 30 Prozent dieser Beträge einkassieren. Das ist der allgemein übliche Satz. Ausnahmen für karitative Organisationen gäbe es keine. (ds)