Der Renault Kadjar ist so untestbar wie ein Sommerkleid

Fräulein Katjas erotisches Schnaufen

Tja, und dann fuhr ich Renaults Katja und verstand, dass ich nie Autojournalist werden kann. Denn was soll man über sowas schreiben? Wie bei einer Handtasche interessiert doch keinen, was sie verbraucht

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Dieser Tage bin ich Renaults gelungen und geschwungen gezeichnetes Fräulein Katja gefahren, den Kadjar. Katja führte mir eindeutig vor Augen, dass ich für den klassischen Autojournalismus wohl nie so recht taugen werde. Denn was soll man über sie schreiben? Ist sie schön? Joa, kann man so sehen. Fährt sie gut? Sie fährt gut. Sie kostet ab 20.000 Euro. Und hier wäre mein Test zu Ende, denn mehr gibt es nicht zu sagen.

Selbstverständlich kann man immer herumschwafeln. Fräulein Katja gibt es zum Beispiel mit drei winzigen Motoren, außer mit zwei französischen Pupsdieseln auch mit einem lebendigen Turbobenziner, der mir ja am besten gefallen hat, weil er fröhlich dreht und laut durch seine Ladeturbine atmet. Vielleicht folgen demnächst Motoren mit Drehmoment und Leistung (beides wird derzeit nicht angeboten), die keiner kauft, aber jeder fordert. Interessiert das einen Kunden? Nein. Geschwafel halt. Denn die Kunden werden den Diesel kaufen, weil ... na, weil eben Diesel, fertig. Katja hat ein modernes Radio, Klimaanlage, Sitze und Räder. Aber das haben alle. Man könnte mit einiger Verzweiflung beschreiben, wie Katja aussieht, aber wir können ja heute vor allem Online so viele Bilder zeigen, wie wir haben und möchten. Ich kann beschreiben, warum mir eine Lampe gefällt, aber die Zeiten, in denen Text und Vorstellung zu einem vagen Bild gelangen müssen, das mit der Realität so viel zu tun hat wie die Kreidemalereien eines Vierjährigen mit ihr, die sind lange vorbei. Auch das wäre also Zeilenschinderei.

Katjas Cousinen

Oder man könnte ein paar Zeilen schinden, indem man Fräulein Katjas dörfliche Verwandtschaftsbeziehungen zu Nissans Quatschei beleuchtet. "Der schönste Grund, keinen Nissan Qashqai zu kaufen", titelte etwa Focus Online den Fahrbericht. Dreiunddrölfzig Prozent Ungleichteile im transluzenten Bereich! Wow. Nachdem ich DAS weiß, kauf ich doch gleich drei! Doch in der Überschrift liegt eine große Wahrheit: Es ist technisch gesehen völlig wurscht, welches dieser Kompakt-Suffs du kaufst. Sie fahren alle ganz okay auf ihre fahrwerkstechnisch bescheuert hochgelegte Art. Sie bestehen alle aus bewährten Technik-Puzzleteilen. Man sitzt in allen etwas höher, und keins wird je mehr Geländeeignung brauchen als die Fähigkeit, Felgenalu an Bordsteinen zu hinterlassen. SUV kaufen ist wie jede andere Mode in jedem anderen Bereich kaufen, und für Mode gelten die Regeln nüchterner Beschreibung nicht. Es zählt nur, was gefällt.